Ein Gebäude im Wandel der Zeit
Von Haus P6 über Haus Ahorn zu Haus Service 3
In der Zeit von 1908 bis 1912 wurden die drei Kasernen an der Boltensternstraße für das Pionier-Bataillon 7 und 24 sowie für das Infanterie-Regiment 65 fertiggestellt. Da Köln aber als Festungsstadt weiter ausgebaut werden sollte, wurde die Ausdehnung der Kasernenstadt vorgenommen, indem man1913 / 1914 das Gelände östlich der Slabystraße – heute Hertha-Kraus-Straße – nutzte.
Bis 1914 wurde von Nord nach Süd eine Maschinengewehrabteilung der Festungskompanie errichtet. Das ehemalige Mannschaftsgebäude wird heute als Haus Linde für den Behindertenbereich genutzt.
In südlicher Richtung folgte die Kaserne für das 2. Westf. Pionier-Bataillon Nr.24. Hier besteht noch die ehemalige Wache mit dem Stabsbereich und fünf Wohnungen / heute W 2. Auch besteht noch das ehemalige Wirtschaftsgebäude, das heute als Café Cultura und Haus W 3 genutzt wird. In der ehemaligen Waffenschmiede ist heute das Wohnhaus W 4.
Durch den Ausbau des 2. Westf. Pionier-Bataillons 24 erlangte die Einheit den Rang eines Regiments.
In südlicher Richtung wurde ein Gebäude für eine Scheinwerferkompanie der Pioniere errichtet. Das Mannschaftsgebäude wird zukünftig als Verwaltungsgebäude 3 genutzt. Weiterhin besteht hier noch die alte Wache, später als Pforte genutzt. In den ehemaligen Pferdeställen befinden sich heute die Werkstätten, die Zentralküche und die pädagogische Werkstatt.
Alle Gebäude an der Slabystraße waren im Gegensatz zu den Bauten der Boltensternstraße optisch und baulich weniger aufwändig errichtet (einfachere Fassade, geringere Wand- und Deckenstärke).
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Kasernen durch die englischen Besatzungskräfte belegt. Nach deren Abzug 1926 sollten die Kasernen der 7er Pioniere und der 65er Infanterie und die Kasernen östlich der Slabystraße als „Altenstadt“ genutzt werden. Die Häuser wurden baulich auf die neuen Bedürfnisse (als Wohnstift, Versorgungsheim und Siechenheim) umgestaltet. Eine für Köln damals neuartige Fernheizung wurde angelegt.
Wenden wir heute den Blick der Geschichte des Verwaltungsgebäudes 3 zu.
Lageplan zur Zeit der Umnutzung 1927
(Kölnisches Stadtmuseum, Sammlung Brokmeier)
Im Adressbuch von Köln ist 1930 noch als Anschrift zu lesen: „Slabystr. 30-32, Arbeitszentrale des Wohlfahrtsamtes“. Hier konnten u.a. junge Frauen Haushaltsführung und Kochen lernen.
Kochkurs in der Haushaltungsschule
(Kölnisches Stadtmuseum, Sammlung Brokmeier)
Im Herbst 1932 wurde das Haus auch den Riehler Heimstätten zugeordnet und hier konnten endlich pflegebedürftige Ehepaare gemeinsam aufgenommen werden. Das war wichtig und innovativ, weil bis dahin die pflegebedürftigen Bewohner entweder in den Frauenhäusern (P 1, P 2, P 4, P 5) oder in dem Männerhaus (P 3) untergebracht wurden.
Im Zweiten Weltkrieg konnten die Pflegeheime weitgehend als Notkrankenhäuser genutzt werden, weil man vorher die Bewohner nach Düren (Heil- und Pflegeanstalt) oder Zülpich Hoven (Kloster Marienborn) verlegt hatte, wo diese unter erbärmlichen räumlichen und versorgungsmäßigen Bedingungen untergebracht waren.
Ende 1944 wurde nun die gesamte Einrichtung geräumt, da Riehl Kampfgebiet war. Die letzten Bewohner kamen nach Altenberg, Mark Oldendorf und Dassel, wo sie z.T. in Gasthäusern unterkamen.
Das damalige Haus P 6 wurde im Krieg nicht so stark beschädigt, so dass hier zunächst im Jahr 1946 Unterkünfte für Personal geschaffen wurden. Aber bereits 1948 konnte das Haus wieder als Pflegeheim für Männer genutzt werden.
Die täglichen Pflegekosten betrugen 5 DM und für schwer pflegebedürftige Bewohner wurde ein Zuschlag von 2 DM berechnet.
Das Haus erhielt 1963 im Rahmen einer Sanierung auf der Westseite einen mittigen Vorbau mit Aufzug und je einem kleinen Tagesraum.
Haus P 6 um1970
(Kölnisches Stadtmuseum, Sammlung Brokmeier)
1975 konnten die Bewohner des Hauses P 6 in den Neubau P 8 umziehen und das Haus stand wegen einer beabsichtigten Renovierung kurzzeitig leer. So konnten die Riehler Heimstätten bei dem Schiffsunglück am 19.4.1975 die überlebenden Passagiere aus den Niederlanden hier aufnehmen und versorgen.
Da ursprünglich das Haus V 6 (heute Atelierhaus) saniert werden sollte, zogen die Bewohner 1976 nach P 6. Nach einem Umbau in den Jahren 1994/95 entstanden 44 WE für Behinderte. Ebenfalls erfolgte eine Fassadeninstandsetzung und -anstrich mit Betonung der historischen Fassadengliederung sowie eine Montage von künstlerisch gestalteten “Segeln“.
Nun erhielt das Haus den Namen „Haus Ahorn“ als Bestandteil des Behindertenzentrums.
Für die Zeit des Neubaus des Seniorenzentrums Sülz zogen die Bewohner*innen hier am 8.-12.-12.2003 bis zur Fertigstellung des Neubaus ab 14.4.2006 ein.
Wegen des geplanten Neubaus des Hauses AV wurden die Bewohner*innen ab 2010 im Haus Ahorn untergebracht, bis die fünf neuen Pflegeheime in Riehl 2016/17 fertiggestellt wurden. Ab dann stand das Haus Ahorn leer.
Die Bauabteilung teilt zum weiteren geplanten Verlauf mit:
„Im Zuge der Umbau- sowie Sanierungsmaßnahmen sollen Räumlichkeiten für unterschiedliche Nutzungen, die alle unter einem Dach zusammengefasst werden, entstehen. Das neue Haus „Service 3“ beinhaltet zukünftig im Erdgeschoss eine Praxis für Physiotherapie, sowie eine Gemeinschaftspraxis für Logopädie und Ergotherapie. Im 1. Obergeschoss befindet sich eine große Gemeinschaftspraxis, die mehrere Arztpraxen vereint. Im Einzelnen handelt es sich um die Fachgebiete Allgemeinmedizin, Neurologie und Psychologie, Augenheilkunde und Zahnmedizin, die die Bewohner der SBK am Standort Riehl ortsnah versorgen. Das 2. bis 4. Obergeschoss sollen in erster Linie als Arbeitsstätte für Beschäftigte der SBK in Form von Büro- und Verwaltungsräumen genutzt werden. Hier ist auch eine kleine interne Bücherei für die Bewohner der SBK angeordnet. Im 4.OG, dem neu auszubauenden Dachgeschoss werden Schulungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter errichtet. Das Untergeschoss bietet Raum für Technik- und Lagerflächen“.
Am 4.12.2023 konnte mit dem Umbau begonnen werden, der voraussichtlich Ende des Jahres 2025 abgeschlossen wird.
J. Bm. (April. 2025)
- Brokmeier-Archiv wieder online - 13. Mai 2025
- Brok_Nachtrag 01 - 3. Juli 2024
- Brok_Sonstiges_0 - 6. März 2024