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Sonstiges
Die alten Häuser Boltensternstraße 17-23 während des Hochwassers 1919/20
Und was passierte sonst noch in Riehl. An besondere Ereignisse wie das Hochwasser 1919/1920 und die Kriegsauswirkungen muss man sich erinnern. Die Veränderung der Ortsgrenzen haben Riehl ebenfalls geprägt. Der Besuch des Kaisers auf der Mülheimer Heide ist erwähnenswert. Viele große Ausstellungen haben Riehl auch über die Ortsgrenzen bekannt gemacht. Auch schwere Unfälle müssen im Gedächtnis bleiben.
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Stolpersteine in Riehl
Stolpersteine an der Stammheimer Str. 13 (Foto: Krull)
Die rassistische, religiöse und politische Verfolgung war in der Zeit des Nationalsozialismus auch in Riehl ein allgegenwärtiges Problem. Viele Juden wurden in Konzentrationslager deportiert, einige kamen dort ums Leben oder nahmen sich vorher selbst das Leben. Egon Schier wurde, weil er den Eid auf Adolf Hitler verweigerte, erschossen.
Die Steine wurden vor folgenden Häusern verlegt und erinnern an:
Stammheimer Str. 13: Hanna Ida Meyer Dr. Karl Emil Meyer,
Klara Johanna Meyer und Thekla Meyer
Am Botanischen Garten 32: Fanny Marx
Johannes Müller Str. 42: Jenny Lazarus, Dr. Kurt Wolff
Mathias-Schleiden-Str. 11: Sophie Boll
Naumannstr. 4: Egon Schier
Sicherlich ist die Zahl der betroffenen Menschen in Riehl damit nicht erschöpfend erfasst. In diesen Fällen waren aber Angehörige da, die durch die Verlegung der Steine an die Schicksale erinnern wollten.
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„Riehler Spätlese“
Als Beispiel: Ein Schlepper mit Anhangkahn unter der Mülheimer Brücke
In früherer Zeit zog auf dem Rhein ein Schlepper mehrere Kähne hinter sich her. So benötigte nicht jeder Anhangkahn einen eigenen Motor, wie auf dem Bild oben aus späterer Zeit zu sehen ist.
Am 5.7.1926 wurde der Anhangkahn des Schleppers „In Nomine Dei“ des Schiffseigners Nikolay, beladen mit 120 Tonnen 21er Moselwein (wohl ein edler Jahrgang), in Höhe der Südbrücke abgeworfen und sollte am Lagerhaus des Hafens unterhalb der Südbrücke anlanden. Die Ankerkette riss und der Notanker bekam keinen Halt. Der 42 Jahre alte Kahn prallte gegen den linken Brückenpfeiler der Südbrücke und zerbrach. So verteilte sich der Schiffsinhalt, bestehend aus Fässern und Weinkisten, im Rhein. Die Besatzung konnte sich retten.
Die Südbrücke
Die Polizei musste 80 Beamte einsetzen und versuchte die Fracht zu bergen, aber die Fässer und die Flaschen in ihren Strohhülsen trieben rheinab. Viele der Fässer und Flaschen landeten auch in Höhe des Cranach-Wäldchens, einige sogar erst in Niehl. Die Riehler waren sehr schnell dabei, den Wein zu „bergen“.
Obwohl die Polizei die Bevölkerung aufforderte, den Wein abzuliefern, wurde er entweder schnell verzehrt oder in Eimern oder anderen Gefäßen nach Hause gebracht, nachdem man die Böden der Fässer eingeschlagen hatte. Ein Zeitzeuge berichtete, dass „Betrunkene − selbst Kinder − überall herumlagen“.
So kamen die Riehler auch ohne Weinanbau noch einmal zu ihrer Spätlese, obwohl der Weinanbau seit vielen Jahrhunderten in Riehl beendet worden war.
Leider waren aber fünf Todesopfer zu beklagen. Zwei Menschen starben an einer Alkoholvergiftung, zwei ertranken im Rhein und einer verstarb infolge einer Schlägerei.
Selbst die ausländische Presse berichtete über den Vorfall und der „Corriere della Sera“ machte aus dem kleinen Kahn einen Seedampfer.
Das Bild in der Zeitung „Corriere della Sera“ vom Seedampfer.
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Raubmörderjagd in Riehl
Die Raubmörder Gebrüder Heidger
Benberger Volkszeitung vom 23.10.1928
Die Brüder Heidger begingen in Gladbeck einen Raubmord und konnten aus der Untersuchungshaft entfliehen. Am 21.10.1928 wurden sie in Köln gesichtet. Sie versteckten sich in den Schrebergärten an der Boltensternstraße und dann in der Wirtschaft Betscher, Ecke Stammheimer- und Boltensternstraße (nach dem Krieg die Gaststätte Treppchen), wo sie von der Polizei entdeckt wurden. (siehe Nachtrag unten)
Gaststätte Betscher
Sie konnten wiederum über die Riehler Straße entkommen und kaperten mit einer Pistole bewaffnet die Straßenbahnlinie 12, die sie am Riehler Wall (heute Elsa-Brändström-Straße) wieder verließen.
Straßenbahn Linie 12 (hier an der Schiffbrücke)
Dort wurde einer der Brüder von der Polizei erschossen.
Villa Ecke Oppenheimer und Elsa- Brändström-Straße
Der zweite Raubmörder (Johann Heidger) verschanzte sich in der Villa des Generaldirektors Örtel am Rhein. 40 Polizeibeamte belagerten das Haus. Ein Kriminalbeamter wurde tödlich verletzt. Eine Handgranate sprengte die Türe auf. Hierbei wurde Johann Heidger durch Schüsse schwer verletzt und verstarb kurze Zeit später im Marienhospital.
Nachtrag
Nach neueren Recherche hatten sich die Brüder Heitger nicht in den Schrebergärten an der Boltensternstraße und in der Gaststätte Betscher versteckt, sondern im ehemaligen Gelände des Luna-Parks und in der Gaststätte Wattler.
Im Juni 2023 ist zu dem spektakulären Kriminalfall, der in Riehl endete, ein Buch von Anselm Weyer im Greven-Verlag Köln erschienen. Viel Freude mit diesem Buch, das diese spannende Geschichte ausführlich schildert.
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Münzen aus Riehl
Weißpfennig aus Riehl (1454/55)
Von 1357 bis 1475 ließen sechs der Erzbischöfe von Köln auch in Riehl Münzen schlagen. Diese Münzprägestätte wurde in der Burg zu Riehl eingerichtet. Sie lag etwa 1 km nördlich der Stadtmauer in der Nähe des Rheins. Die Straße „An der Münze“ erinnert heute noch an diese Prägestätte.
Diese Münzprägung war zu damaliger Zeit sehr aufwändig. Zunächst musste das Münzbild als Negativ auf den Unterstempel eingraviert werden, und dann wurde die Schauseite in den Festhaltemeißel eingraviert. Anschließend wurde der Rohling zwischen den Unterstempel und den Festhaltestempel gelegt und die Münzen mit einem Hammerschlag geprägt.
In dieser Zeit wurden in Riehl 135 verschiedene Münztypen aus Gold und Silber mit unterschiedlichen Auflagenhöhen geschlagen. Sicherlich lag der Schwerpunkt auf dem silbernen Weißpfennig (Bild oben), der 25 mm maß und ein Gewicht von 1,9 g hatte.
Die bereits durch Hochwasser beschädigte Burg wurde 1474 im Zusammenhang mit dem Burgundischen Krieg niedergelegt. Denn als Karl der Kühne vor Neuss lag und Köln bedrohte, wurden alle Gebäude vor der Kölner Stadtmauer niedergelegt, um ein freies Schussfeld zu haben.
Aber auch in jüngerer Zeit wurden Geldscheine und Münzen für Riehl hergestellt. So z. B. das Inflationsgeld der Firma Ostermann und Flüs (1923) und Münzen für das Kriegsgefangenenlager der Firma Delfosse (1917).
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Japanwarenvertrieb durch Leopold Klein
Werbeanzeige um 1929
Um diese kleine unscheinbaren Werbeanzeige zu verstehen, muss man ein wenig in die Riehler Geschichte einsteigen.
Die Riehler Straße endete nicht von Köln kommend wie heute an der Boltensternstraße. Sie reichte damals vorbei an der heutigen Jugendherberge bis ans Rheinufer in Höhe der heutigen Mülheimer Hängebrücke und war damit die Verbindung zur alten Mülheimer Schiffbrücke, die 1927 abgebrochen wurde .
Verlauf der Riehler Straße um 1911
Direkt an der Schiffbrücke lag das Licht- Luft- und Sonnenbad und das Cafè der Witwe August Hufendieck mit der Hausnummer Riehler Str. 350. Direkt daneben – mit der Hausnummer 348 – lag die Werkstatt von E. A. Broil, der bis 1900 „Dr. Dickson’s Universal-Seifenpulver“ herstellte. Die Firma wurde nach Köln verlegt. Um 1925 vertrieb in diesem Gebäude Leopold Klein, der selbst in Köln in der Blumenthalstr. 21 wohnte, seine Japanartikel.
„Ein wichtiger Faktor, der zur Beliebtheit japanischer Produkte beitrug, war – wie das ostasiatische Museum Köln erwähnte – die hohe Qualität und das Handwerk, die oft mit japanischen Waren verbunden wurden. Insbesondere Produkte wie Textilien und Keramik waren aufgrund ihrer ästhetischen Anziehungskraft sehr gefragt.“
Lange bestand das Geschäft aber an diesem Ort nicht. 1927 wurde die Schiffbrücke stillgelegt, weil mit dem Bau der Hängebrücke begonnen wurde. Anschließend wurde zum Hochwasserschutz von Mülheim und Riehl – etwa 100 m parallel zum Rheinufer – ein Deich errichtet, indem man das flach abfallende Erdreich abgrub und zu dem Deich aufschüttete. So entstand ein Vorflutgelände zum Schutz von Mülheim und alle Gebäude, die unmittelbar am Rhein lagen, gingen verloren.
Das Vorflutgelände um 1930
Die Riehler Straße wurde in dem Zusammenhang bis zur heutigen Boltensternstraße verkürzt, so wie wir es heute kennen.
Laut Adressbuch von 1931 vertrieb Herr Klein dann seine Japanwaren von seiner Wohnung in der Blumenthalstr. 21.
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Hochwasserschutz in Riehl
Die Hochwasserentwicklung des Rheins Ende Dezember 2023 und Januar 2024 lässt die Frage nach einer realen derzeitigen Bedrohungslage in Riehl aufkommen.
Hochwasser 1920 in der Boltensternstraße
Die Nähe zum Rhein war in früheren Jahrhunderten für die Riehler*innen immer eine starke Bedrohung. Wenn man in die Geschichte blickt, sieht man viele Ereignisse: 1374 wurde die Münzprägestätte Riehl beschädigt. 1784 erlitten Mülheim und Riehl die große Eisflut mit großen Zerstörungen.1845 durchbrach das Hochwasser den neuen Damm (etwa im Verlauf der heutigen Amsterdamer Straße) und überflutet die restlichen Häuser von Riehl. 1882 stand das Wasser bei 10.52 m, drückte die Zoomauer ein und einige Tiere mussten im Tanzsaal von Wattler’s Fischerhaus evakuiert werden. Bei einem Hochwasser wurde das Brückenkreuz an der Mülheimer Brücke weggeschwemmt. 1920 konnten bei dem Hochwasser die Riehler Kasernen nur per Boot erreicht werden und die Tiere im Zoo wurden vom Boot aus gefüttert.
Tierfütterung im Zoo bei Hochwasser
All diese Ereignisse ließen die Stadt Köln nach nachhaltigen Lösungen suchen. Ab 1890 wurden die geplanten Straßen- und Baugrundstücke in Riehl zunächst um 2 m aufgeschüttet. Im Zusammenhang mit dem Bau der Mülheimer Brücke Ende der 1920er Jahre wurde der Plan zum Bau eines Deiches entwickelt. Hätte man den Deich direkt am jetzigen Rheinufer errichtet, dann hätte ein Hochwasser keine Ausdehnungsfläche gefunden und Mülheim überflutet. So entfernte man auf Riehler Gebiet das Erdreich knapp über dem Normalwasserstand in einer Breite von 180 m von den damaligen Auerwerken (Standort heute Colonia Haus) bis zur Hafeneinfahrt Niehl. Diese Abraummaterial (800 000 cbm) schüttete man dann in ca. 180 m vom Rheinufer entfernt zu einem Deich von ca. 10 m Höhe und einer Breite von 20 m auf. Durch das neu geschaffene Vorflutgelände sollte Mülheim bei Hochwasser geschützt werden, Riehl durch den neuen Deich ebenfalls.
Aushub zum Bau des Vorflutgeländes und des Damms
Nach damaliger Auffassung, so dachte man, könnte der Deich wohl durch das Wurzelwerk vieler Bäume zusätzlich stabilisiert werden. So pflanzte man auf der Deichkrone eine Lindenallee mit über 1000 Bäumen an. Heute profitieren wir im Sommer immer noch davon. Es besteht immer noch ein wunderbar beschatteter Wanderweg zwischen Riehl und der Hafeneinfahrt zum Niehler Hafen. Diese Baumallee wurde zum 1.7.1980 als Naturdenkmal anerkennt.
Neue Bäume auf der Deichkrone (am linken Bildrand)
Die Landseite des Deichs kann man heute kaum noch als Damm erkennen, weil das dahinter liegende Gelände bis zur Straße An der Schanz mit Kriegsschutt verfüllt und 1971 für einen Teil der Bundesgartenschau eingeebnet wurde.
Seit 2005 hat die Stadt Köln ein neues Hochwasserkonzept entwickelt für einen Hochwasserstand bis 10,70 m. Hierfür wurden auch in Riehl neue Schutzmauern in Rheinnähe errichtet sowie Vorrichtungen für mobile Hochwasserwände.
Durch die Vorsorge von 1929 und das Hochwasserschutzkonzept ab 2005 brauchen die Riehler*innen nicht mehr mit so schlimmen Ereignissen wie in früheren Jahrhunderten rechnen.
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Grenze zwischen Cöln und Riehl
Die Grenze zwichen Köln und Riehl im Jahr 1789
So wie Kontinente auseinanderdriften, so driften Köln und Riehl auseinander.
Wie Gerd Steinwascher in seinem Buch, „Die Zisterzienser-Stadthöfe in Köln“ schreibt, lagen die Riehler Viehdriften direkt vor der Eigelsteinpforte. Riehl war ab 1437 noch bis 1803 eine „Herrlichkeit“ des Klosters Altenberg. Das heißt Riehl befand sich im Kirchenbesitz.
Im Burgbann von Köln aus dem Jahr 1789 war die Ortsgrenze von Riehl schon weiter nach Nord-Osten verschoben und verlief über den „Bischofsweg“, dort wo heute etwa die Worringer Straße verläuft (grün schraffiert).
Nach der Stadterweiterung von Köln im Jahr 1883 verlief nun die Grenze zwischen Köln und dem damalig noch selbstständigen Riehl, das zur Gemeinde Longerich gehörte, über den Riehler Wall (heute Elsa-Brändström-Straße) bis zum Rhein.
Diese Selbstständigkeit ging 1888 endgültig verloren und Riehl wurde wie Nippes, Ehrenfeld und andere Orte nach Köln eingemeindet.
Die nächste Grenzverschiebung zwischen dem Ortszentrum von Köln und dem Stadtteil Riehl gab es im Jahr 1956. Nun wurde die Grenze im Verlauf der Frohngasse bis zum Rhein festgelegt.
Seit der Gebietsreform 1975 gehört Riehl zum Stadtbezirk Nippes.
So ging im Lauf der Jahrhunderte die enge Anbindung zwischen Köln und Riehl, die sich an der Eigelsteintorburg trafen, verloren und beide trennen heute ca. 600 m. Aber auch die Gebietserweiterung von Nippes und Niehl führte zu einer Verkleinerung des Riehler Gebiets, das heute ca. 11 000 Einwohner zählt.
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Hochwasser von 1919/ 1920 in Riehl
Hochwasser auf der Boltensternstraße
Der Stadtteil Riehl hat immer unter Hochwasser gelitten und wurde öfters zerstört, so dass sich dieser Ort trotz seines Alters kaum entwickeln konnte.
Bei der Neuanlage von Riehl im Bereich der Stammheimer Straße und Hittorfstraße wurden die Baugrundstücke auf eine Geländehöhe von 9,75 m (alter Pegel) angehoben. Nach neuem Pegel wären das 10,75 m. Diese Geländehöhe wurde auch bei dem Bau der Kasernenstadt Boltensternstraße zugrunde gelegt.
Für die Anhebung der westlichen Fahrbahn der Boltensternstraße war aber offensichtlich niemand zuständig, was sich zum Jahreswechsel 1919/1920 verheerend auswirkte.
Das letzte große Hochwasser, das Riehl traf, war 1882 mit einem Pegelstand von 10,52 m (neuer Pegel). Fast 40 Jahre später konnte sich wohl kaum einer an diesen Wasserstand erinnern. Ende 1919 stieg das Wasser des Rheins durch Schneeschmelze und starke Regenfälle und erreichte am 16.1.1920 einen Stand von 10,58 m (neuer Pegel).
Die Baugrundstücke in Riehl und die Kaserne Boltensternstraße hielten dem Wasser stand. Lediglich die Riehler Straße und die Boltensternstraße wurden überflutet. Zwischen der Kaserne und dem Einkaufszentrum Riehl war somit kein Durchkommen.
Die Soldaten der englischen Besatzung halfen schnell. Sie legten Stege an und betrieben mit Booten einen Fährverkehr.
Dieses Ereignis hinterließ einen tiefen Eindruck. Viele Fotos wurden gemacht und den Angehörigen der Soldaten in England zugesandt. Selbst damals gab es schon einen Katastrophentourismus.
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Einige Gedenksteine in Riehl
Täglich gehen wir an ihnen vorbei. Sie sind da, aber wir nehmen sie einfach nicht mehr wahr: Die Gedenksteine in Riehl. Es gibt aber viele Personen, an die in Riehl gedacht werden sollte. Einige möchte ich hier erwähnen:
Die Engelbert-Statue am Riehler Plätzchen, ein Denkmal in dem Zoo, eine Stele in der Flora, die Plakette an der Kanzel in der St. Engelbert Kirche und nicht zuletzt die Stolpersteine in Riehl.
Statue St. Engelbert an der Hauswand Stammheimer Str. 98
Auszug aus der Chronik in der Pfarre St. Engelbert von 1955, S. 90:
„Eine in Muschelkalk von dem Düsseldorfer Bildhauer Klein geschaffene, 1,80 m hohe Plastik des hl. Engelbert wurde an der Ecke Stammheimer Straße / Riehler Gürtel vor dem Wohnblock der Engelbert-Siedlung errichtet. Sie zeigt den Ritter, Erzbischof und Märtyrer als Beschützer der Armen und beherrscht in wirksamer Stellung den größten Platz unseres Orts“.
An dieser Stelle stand die erste St. Engelbert-Kirche, die von 1907 bis zur Weihe der neuen Kirche 1932 durch die Gemeinde genutzt und später im Krieg zerstört wurde.
Der Künstler Karl-Heinz Klein wurde 1926 in Wuppertal geboren. Er besuchte von 1940-1943 die Kunstgewerbeschule von Prof. Cleff. Im Mai 2022 verstarb er im Alter von 95 Jahren.
Sein Kunststudium absolvierte er von 1947 – 1953 bei Prof. Enseling an der Kunstakademie in Düsseldorf. In dieser Zeit hatte er Kontakt zu Joseph Beuys und Günther Grass, mit denen er zusammen studierte.
Ab 1953 war Karl-Heinz Klein als Bildhauer und Maler tätig und lebte in Düsseldorf.
Seine Werke als Vertreter der neuen Gegenständlichkeit finden sich in der ganzen Bundesrepublik.
Zur Bedeutung des Kindes in der Figurengruppe konnte er keine Auskunft mehr erteilen. Von daher liegt der Caritas-Gedanke (Beschützer der Kinder) nahe.
Denkmal für den Zoogründer Dr. Caspar Garthe
Im Hintergrund der Gedenkstein für den Zoodirektor Friedrch Hauchscorne verst. 1938
Das Denkmal im Zoo, das an Dr. Caspar Garthe (1796- 1876) erinnert, wurde am 25. September 1886, zehn Jahre nach dem Tod des Zoogründers, enthüllt. Die Büste wurde durch den Bildhauer Anton Werres geschaffen.
Das Denkmal steht im Zoo etwa vor dem ehemaligen Vogelhaus, nunmehr Südamerika-Haus.
Stele für Kaiserin Augusta 1811-1890, Schirmherrin der Flora
Das aus Carrara-Marmor bestehende Haupt der Kaiserin Augusta war Bestandteil eines Denkmals, das Gustav Mevissen für die Verschönerung des Kaiser-Wilhem-Ringes stiftete und das am 1.10.1903 enthüllt wurde. Das damalige Denkmal wurde durch die Künstler Dorrenbach und Stockmann geschaffen und wurde im zweiten Weltkrieg zerstört.
Eine Kopie des Kopfes des alten Denkmals wurde mit einem neuen Sockel Anfang der 1990er Jahre in der Flora gegenüber der Flora-Terrasse aufgestellt. Die Inschrift des Sockels lautet: Kaiserin Augusta, 1811 – 1890, Schirmherrin der Flora.
Gedenktafel in der Pfarrkirche St. Engelbert (Foto Schreiner)
Am 8.November 1983 wurde eine Gedenktafel an der Kanzel der Kirche St. Engelbert angebracht. Auf dieser Kanzel predigte Kardinal Josef Frings zu Silvester 1946 und sagte unter anderem:
„Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten nicht erlangen kann.“
Unter großzügiger Auslegung prägte der Kölner Volksmund das Wort „fringsen“, wenn es ums „Klütten klauen“ oder um die Beschaffung von Lebensmitteln ging.
Heribert Kreiten hat die Tafel entworfen.
Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen die leider vielen Stolpersteine in Riehl, die uns an das Leid religiös oder politisch verfolgter Riehler Bürger und Bürgerinnen in der Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Hier ein Beispiel:
Stolperstein NBaumannstr. 4 (Foto Anne Krick)
Der Text lautet:
Hier wohnte Egon Schier erschossen am 25.2.1945 wegen
Verweigerung des Eides auf Adolf Hitler
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Fachausstellung für das Gastgewerbe
Die Allgemeine Fachausstellung für das Gastgewerbe 1906
1905 beschloss die Kölner Wirte-Innung, eine Fachausstellung für das Gastgewerbe auf dem Gelände des „Hohenzollerngartens vor dem Riehler Tor“, Riehler Str. 161-163 auszurichten. Hierbei handelte es sich um die heutige Grünfläche an der Riehler Straße zwischen dem Weinmuseum und der Zoobrücke, also gegenüber dem Skulpturenpark.
Die Architekten Gebrüder Carl und Friedrich Schauppmeyer aus Köln erhielten den Auftrag, ein Ausstellungsgebäude für 8-10 000 qm zu errichten.
Dem Veranstalter war wichtig, dass neben den allgemeinen Dingen des Gastgewerbes, der Ausstattung der Hotelzimmer und den Neuerungen der Hygiene ein besonderer Wert auf die Kochkunst gelegt wurde. So zeigte man eine Musterküche, in der auf die Erhaltung der Nährwerte Gewicht gelegt wurde. Auch sollte nicht nur die gehobene Küche präsentiert werden. Der breiten Bevölkerung sollte die Zubereitung von „guter und billiger Nahrung“ nahegebracht werden. Hier war 1906 schon die Nahrungsmittelverfälschung ein wichtiges Thema.
Die Ausstellung fand vom 15.9. bis zum 7.10 1906 in Riehl statt. Das Gelände gehört heute zur Neustadt Nord. Leider ist nicht überliefert, wie viele Gäste die Halle im damaligen Riehl besucht haben.
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Riehler Frühgeschichte
Altenberger Kreuz
Riehl hat eine weit zurückreichende Geschichte. Auch wenn es in diesem Stadtteil römische und fränkische Funde gegeben hat, so wurde Riehl erstmalig 972 urkundlich als Teil der Abtei Mönchengladbach erwähnt. 1437 übernahm das Kloster Altenberg die „Herrlichkeit“ Riehl mit den vielen Weingärten und den Höfen wie beispielsweise den Fronhof und das Kloster am Weiher, in dessen Nähe der Rittersitz der „Schillinge von Riehl“ lag. Ein Leprosenhaus und eine Münzprägestätte der Erzbischöfe von Köln sind ebenfalls im Mittelalter belegt.
Zwischen der Ortschaft Niehl und Riehl gab es immer wieder Grenzstreitigkeiten, so dass der Abt von Altenberg 1694 an der heutigen Niehler Straße ein Kreuz aufstellen ließ, das die Grenze markieren sollte. Ursprünglich stand das Kreuz etwas weiter südlich von der heutigen Stelle.
Im Rahmen der Säkularisierung durch die französische Besatzung wurde auch das Kloster Altenberg aufgelöst und Riehl wurde der Bürgermeisterei Longerich zugeordnet. 1886 bildete Riehl zusammen mit Nippes eine selbstständige Gemeinde, aber bereits 1888 wurde Riehl nach Köln eingemeindet.
Riehl hat oft unter schlimmen Hochwassern mit ihren Zerstörungen gelitten, so dass sich der Ort, der damals mit seinem Zentrum an der Frohngasse lag, nicht recht entwickeln konnte. Um 1850 gab es nur noch etwa 100 Einwohner. Diese häufigen Hochwasser waren ein Grund, warum um 1875 das Ortszentrum 1000 m weiter nördlich hinter den Zoo verlegt wurde.
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Eistreiben auf dem Rhein
Eistreiben auf dem Rhein (Foto Bertram)
Das Leben an einem Fluss ist für die Menschen dort prägend, durch Schifffahrt und Fischerei meist erträglich. Doch durch Hochwasser und Eisgang können Gefahren entstehen. So ging es auch den Riehler*innen in der Vergangenheit. Immer wieder wurden manche Gebäude und Existenzen zerstört und viele Menschen überlebten solche Schadensereignisse nicht.
Flut und Eisschollen 1784 mit Blick auf Mülheim
Besonders hat sich der Eisgang von 1784 eingeprägt. Wochenlang hatte es im Januar und Februar starke Minustemperaturen gegeben und dicke Eisschollen bildetet sich auf dem Rhein. Hinter Mülheim hatte sich die Eisdecke geschlossen, so dass das Rheinwasser nicht genügend abfließen konnte. Der Rheinpegel stieg schließlich auf 12,40 m Kölner Pegel. Am 27.2. 1784 brach die Eisdecke auf und die Flut riss nicht nur in Mülheim, sondern auch in Riehl viele Häuser fort. Der Augenzeuge Thelen schreibt dazu „Viele Häuser wurden gleich anfangs weggerissen und noch mehr bis zum Einsturz beschädigt. Etliche Menschen wurden in augenscheinlichste Gefahr versetzt, worin sie beinahe drei Tage seufzen mussten“.
1929 sollte sich ein Eisgang wiederholen. Durch langanhaltendem Frost bei – 22°C war der Rhein so zugefroren, dass man von der Altstadt nach Deutz über das Eis gehen konnte.
1952 Blick über den Rhein mit Eisschollen in Richtung Mülheim (Foto Bertram)
1952 gab es wieder einen starken Eisgang. Zwar war der Rhein nicht komplett zugefroren, aber man konnte weit über das Eis bis zur Mitte des Flusses gehen mit der Folge, dass man deshalb abends von den Eltern ausgeschimpft wurde.
Eistreiben im Januar 1963 (Bild WDR digit)
Vier Monate Frost herrschten auch zum Jahreswechsel 1962/1963 am Rhein. So trieben am 25.1.1963 in Köln mächtige Eisschollen auf dem Rhein, die eine Dicke bis 25 cm aufwiesen. Sie behinderten den Schiffsverkehr erheblich. Die Durchschnittstemperatur lag in diesem Monat mit -5,4°C weit unter den langjährigen Mittelwerten für einen Januar. An einigen Stellen am Mittelrhein war der Rhein in diesem Winter zugefroren.
Einen solchen Eisgang haben wir seitdem auf dem Rhein nicht mehr erlebt, da die Kälteperioden in den folgenden Wintern häufig durch Warmluft unterbrochen wurden und warme Abwässer den Rhein aufheizten. Auch hat sich die Fließgeschwindigkeit durch Begradigungen im Oberlauf des Rheins erhöht.