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Bauten

Blick vom heutigen „Riehler Plätzchen“ in die
Stammheimer Straße in Richtung Hittorfstraße.

 

Durch Zoo und Flora tragen viele Straßen in Riehl Namen von Naturforschern. In den Straßen gibt es viele interessante Gebäude, Geschäfte, Gewerbebetriebe und Verwal-tungen. Hier sollte man die wenigen noch verbliebenen Gaststätten nicht vergessen, auch wenn Riehl früher mal 70 Gastbetriebe hatte. Wichtig sind aber auch alte und neue Wohnsiedlungen, wie z.B. das Naumann- und Tiergartenviertel als beliebte Wohnquartiere.

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Dampfsägewerk der Fa. Heinrich Auer

Kopfbogen der Fa. Auer

 

Werfen wir einen Blick auf das Riehler Industriegebiet an der Riehler Straße um 1900. Neben der chemischen Fabrik Weiler-ter Meer und der Pechfabrik von Wilhelm Hilgers gab es an der Riehler Str. 292-294 das Sägewerk Heinrich Auer, dort wo sich heute das Artistikzentrum (ZAK) und das Colonia-Hochhaus befinden.

Das Werk wurde 1905 gegründet und umfasste mit vielen Gebäuden eine Fläche von 27 000 qm. Das Werk verfügte schließlich über 7 Gatter, in denen jährlich
20 000 qm Rundholz verarbeitet werden konnten. Der Bedarf an Bauholz war in Köln, bedingt durch den Bauboom Anfang des 20. Jahrhunderts gewaltig.

Das Werksgelände erstreckte sich bis zum Rheinufer, wo ein Floßhafen angelegt wurde. Zwei Tunnel für den Holztransport verbanden das Werk mit dem Liegeplatz der Flöße am Rhein. Heute sind noch die Reste der Hafenanlage am Rheinufer in Höhe des Colonia-Hochhauses und dem Biergarten „Schwimmbad“ zu erkennen.

Um 1925 wurde das Werk aufgegeben, weil die Flößerei wegen des zunehmenden Schiffsverkehrs eingestellt wurde und somit entfiel die Anlieferung des Holzes. Ein weiterer Grund für die Aufgabe des Werks war die geplante Schaffung eines Vorflutgeländes und eines Damms im Verlauf des Niederländer Ufers zum Hochwasserschutz von Mülheim und Riehl.

Do X im Floßhafen Riehl

 

Vom 21. bis zum 29.9.1932 wasserte das Flugschiff D0 X in dem Floßhafen und zog viele Tausende Zuschauer an.

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Der Blumengroßmarkt

Eingang zum Blumengroßmarkt

 

Einige alte Riehler erinnern sich noch an die „Barbarakuhle“, die an der Barbarastraße gegenüber der Naumannsiedlung lag. Dieses tiefer gelegene Gelände wurde nach dem Krieg bis zur Straßenhöhe mit Schutt verfüllt.

Am 26.4.1961 öffnete der Großmarkt in einem Neubau auf diesem Gelände seine Pforten mit der Anschrift Barbarastraße 69. Die Lage ist sehr verkehrsgünstig, da der Autobahnring, andere Ausfallstraßen und die Innenstadt gut erreichbar sind. Der Parkplatz am Gebäude ist großzügig angelegt und bietet für Lieferfahrzeuge genügend Raum.

Ca. 70 Großhändler aus dem Kölner Raum, aber auch aus Holland, bieten seither werktags von 6.00 bis 9.00 Uhr Schnittblumen, Topfpflanzen, Beet- und Balkonpflanzen sowie Zubehör und Floristenbedarf für Händler und Gärtner an.

1969 und 1982 wurde der Großmarkt erweitert und 1992 erhielt er einen neuen Eingang.

Das Foto zeigt den ursprünglichen Eingang.

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Café Bade

Café Bade um 1938

 

Das Café Bade, Stammheimer Straße 9, ist den alten Riehlern unter verschiedenen Namen bekannt. Hieß es ursprünglich (1879) noch Café Maus, so erhielt es 1902 den Namen Café Zilisch. In den 1920er Jahren war es bis zum Krieg unter dem Namen Café Bade beliebt, obwohl ab den 1930er Jahren ein Herr Erich Schlieper der Pächter war. Hier tagte u. a. regelmäßig der „Verein zur Wahrung der Belange von Köln Riehl“, also der Vorläufer der RIG (Riehler Interessengemeinschaft). Nach den Kriegszerstörungen wurde das Gebäude als Wohnhaus mit Garage und Tankstelle wieder aufgebaut. Heute befindet sich hier das Fotolabor Bernd Vogel.

Herr Heinrich Bade (27.6.1876 – 16.2.1951) war sicherlich ein angesehener Mann in Riehl. Er handelte mit Weinen und Spirituosen. Als Bauunternehmer besaß er viele Häuser in Köln, allein in Riehl in der Stammheimer Straße neben dem Haus 9 vier weitere Häuser, in der Boltensternstraße das Haus 61 und das Haus Hittorfstraße 21. Tragisch war die schicksalhafte Situation im Dritten Reich. Die Ehefrau Maria Wilhelmine (Minna) war als Jüdin geboren und ab der Eheschließung 1904 katholisch. Sie konnte sich in einem Unterschlupf in Brauweiler dem Zugriff der Nationalsozialisten entziehen und überlebte so diese schlimme Zeitspanne. Sie verstarb am 8.3.1954.

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Metallbaufirma Ostermann & Flüs

Blick auf das Werksgelände

 

Einer der ganz alten Industriebetriebe In Riehl war ab 1890 die Kupferhütte und Metallbaufirma Ostermann & Flüs an der Boltensternstraße 47 – 51 (damals hieß die Straße noch Mülheimer Haide). Ein Problem an dieser Stelle zeigte sich erst später. Das Werksgelände lag noch so tief, dass es bei Hochwasser überflutet wurde, wie dieses Bild mit den berittenen englischen Soldaten zeigt.

Hochwasser in der Boltensternstraße

 

Die Metallbaufirma war damals die bedeutendste Metallgießerei in Köln und stellte auch wichtige Teile für den Bau von Eisenbahnen her. Mehr durch Zufall ergab sich ein weiterer Arbeitsbereich. Im Bronzegussverfahren wurden Schiffspropeller zum Teil mit gigantischen Ausmaßen hergestellt. Diese Propeller für die Kriegsschiffe hatten bis zu 30 000 kg Gewicht.

Auf diesem ehemaligen Industriegelände befindet sich heute das Immanuel-Küpper-Stift.

Im Werk hergestellter Schiffspropeller

 

Die Inflation bereitete auch diesem Betrieb große Sorgen und er musste, um die Arbeiter zu bezahlen, selbst Notgeld herstellen.

Notgeld der Firma von 1923

 

1931 stelle die Firma Ostermann & Flüs den Betrieb in Riehl ein und siedelte sich neu in Ehrenfeld an. Das Werksgelände wurde zunächst von einem Autohändler übernommen und im Krieg zerstört. Nach dem Krieg siedelte sich auf dem Gründstück Kleingewerbe an und Notwohnungen wurden errichtet. In den 1960er Jahren wurde das Gelände zwischen der Pionier- und Hittorfstraße entlang der Boltensternstraße abgeräumt und somit Platz für den Bau des Immanuel-Küpper-Stifts geschaffen.

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Die Fischersiedlung

Fischersiedlung in Riehl

 

Das Gelände am Kuhweg zwischen der Boltensternstaße und dem Rhein nördlich des Städt. Senioren- und Behindertenzentrums Köln Riehl (Riehler Heimstätten) wurde zu Militärzeiten als Schießstand und als militärisches Übungsgelände genutzt. Nachdem die englischen Besatzungssoldaten 1926 abgezogen waren, lag das Gelände brach. Die ersten Schrebergärten und Wohnhäuser entstanden hier an dem Angler-, Aal-, Schleien-, Karpfen- und Barbenweg. Auch machte Frau Kracht hier ihr Strandcafé auf. Die dort lebenden Bewohner nannten dieses Gebiet „Fischerdorf“.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs herrschte in Köln große Wohnungsnot und viele ausgebombte Kölner und Flüchtlinge fanden zwischen der Boltensternstraße und dem Kuhweg ein neues Zuhause. Die Schrebergärten wurden zu Wohnzwecken ausgebaut,  nördlich davon entstand der „Block Boltensternstraße“ als Notunterkunft. Zur besseren Orientierung wurden alle Wege alphabetisch benannt.

Ende der 50er Jahre wurde der seit vielen Jahrzehnten geplante Ausbau des Niehler Hafens neu diskutiert und der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete am 22.8.1961 über den Abriss der Fischersiedlung. In diesem Artikel war zu lesen, wie viele persönliche Härten die Auflösung der Behelfssiedlung nach sich zog, weil die Pächter ihre Gärten, aber auch Wohnhäuser, aufgeben mussten, die sie mit hohem Aufwand errichtet hatten.

Durch diese ehemalige Siedlung führt heute die Zufahrt zur Mülheimer Brücke, der Niehler Gürtel.

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Hotels in Riehl

Hotel Schäfer Riehler Str. 225

 

Trotz Zoo, Flora und Rheinnähe war Riehl nie ein touristischer Höhepunkt. Dennoch hatte Riehl in früheren Zeiten drei Hotels, an die ich erinnern möchte.

An das Hotel Schäfer in der Riehler Str. 225 können sich sicherlich noch viele Riehler erinnern, weil man hier auch gut essen konnte. Herr Schäfer hatte vorher die Gaststätte im Haus 231 (Monheimer Hof) und hat dann auf dem Grundstück des zerstörten Gasthauses Teves diesen Neubau errichtet, der 1952 eingeweiht wurde. Heute befindet sich hier das Autohaus Nord.

Weniger bekannt ist das Hotel Zieren in der Bodinusstraße 2. Die belgische Besatzung nutzte dieses Haus als Transit-Hotel für die Unteroffiziere von 1950 bis 1957. Von 1958 bis 1960 betrieb Herr Adenacker hier ein Hotel. Später war in dem Haus aber nur noch die Gaststätte Linke und später Grundmann vermerkt.

Das Gebäude wurde abgebrochen und durch ein funktionales Wohnhaus ersetzt.

Heute ist immer noch ein Schild vom „Garni – Hotel Hummel“ in der Amsterdamer Str. 80 angebracht, aber das Hotel ist offensichtlich nicht mehr in Betrieb. In den 1980ern war das Haus bei Eltern beliebt, deren Kinder im Kinderkrankenhaus stationär behandelt wurden.

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Riehler Milchkuranstalten

Humorkarte um 1930

 

Um 1900 waren Milchkuranstalten sehr beliebt. Viele Kurorte boten Milch- oder Molkekuren an, weil diese angeblich gesundheitsförderlich waren und insbesondere zur Vorbeugung von Lungenkrankheiten (Lungentuberkulose) geeignet erschienen. Man würde den Verzehr von Rohmilch heute als gesundheitlich bedenklich einstufen.

Damals errichtete man Chalets im Schweizer Stil mit der dazugehörigen Viehhaltung. Die Pächter und die Bedienung traten in Älplertracht auf, um möglichst echt zu wirken.

 

Unten links war das Milchhäuschen wo heute die Zebras ihr Gehege haben.

Das älteste Milchhäuschen in Riehl befand sich links neben dem alten Zooeingang und musste beim Bau des neuen Eingangs 1865 weichen.

Milchkuranstalt Dopplé an der Riehler Straße.

 

Der Schweizer Jacob Dopplé, der sein Hauptgeschäft an der Riehler Straße 235 (Ecke An der Schanz) hatte, ging noch einen Schritt weiter. Er nannte den Zweigbetrieb in den Auen von Riehl vor der Tiergartenstraße „Köln Appenzell am Rhein“.

Milchkuranstalt Appenzell, die Zweigstelle im Sommer auf den Rheinwiesen.

 

In dem Artikel: „Ein Spaziergang am Rheinufer um 1900“ heißt es „Bald hinter der Frohngasse hörte der hohe Damm auf. Man ging auf einem Fußweg durch die Uferweiden weiter. Auf der Flussseite stand im Sommer die Milchwirtschaft Dopplé. Das Ehepaar lief zum Beweis der Schweizer Echtheit in Älplertracht herum. An roh gezimmerten Tischen trank man im Freien kuhwarme Milch und aß ein Weißbrotgebäck – ähnlich wie Hörnchen – dazu. Ringsum weideten die Milchspender“.

Im Adressbuch von 1924 ist die Milchkuranstalt noch erwähnt. Im Adressbuch 1930 steht, dass das Hauptgebäude an der Riehler Str. 235 niedergelegt wurde. Diese Maßnahme steht wohl im Zusammenhang mit dem Bau der Mülheimer Brücke und der Zufahrt über die Straße An der Schanz sowie dem Bau des Dammes und des Vorflutgeländes.

Milchkuranstalt Josef Heeb an der Riehler Straße.

 

An der Riehler Str.162, wo sich heute der Skulpturenpark befindet, gab es um 1900 eine weitere Milchkuranstalt, die Josef Heeb betrieb. Man konnte dort aber auch Kaffee trinken.

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Gaststätte „Mülheimer Häuschen“

Mülheimer Häuschen um 1909

 

Karl Peusquens schrieb 1950 in seinem Buch Köln Riehl: „Auf erhöhter Stelle stand das Mülheimer Häuschen mit einer kleinen Terrasse unter einigen mächtigen Kastanien. Als Sekundaner gingen wir dort ab und zu ein Bier trinken, weil wir da sicher vor den Magistern waren.“

Über 140 Jahre war diese Gaststätte sehr beliebt, weil sie der Endpunkt eines Sonntagsspaziergangs von Köln aus über die Rheinwiesen war oder weil man hier die Wartezeit verbringen konnte, wenn wieder mal die Schiffbrücke ausgefahren war. Von der Terrasse konnte man sehen, wann die Brücke wieder begehbar war.

Blick von der Terasse auf die Schiffbrücke

 

Nun zur Geschichte des Gasthauses. Die Familie Pilgram, die viele Ländereien in Riehl besaß, wohnte auf dem Pilgramhof an der heutigen Straße Am Botanischen Garten 1 – 3 , der um 1934 nach dem Mord an der Witwe Grass (geb. Pilgram) niederlegt wurde. Angehörige der Familie errichtete 1785 am Rheinufer in Höhe der heutigen Mülheimer Brücke ein Gasthaus, weil hier die Fähre nach Mülheim übersetzte, bis 1888 die Schiffbrücke errichtet wurde.

Die Lage des Gasthauses war sehr problematisch, weil Hochwasser immer wieder das Gelände und das Gebäude überspülte, obwohl es etwas erhöht lag.

Hochwasser um 1919/1920 mit dem Mülheimer Häuschen im Hintergrund

 

1914 verkaufte die Familie Pilgram die Gaststätte an Herrn Clemens Glasmacher.

1925 ging das Haus aber bereits in das Eigentum der Stadt Köln über, weil das Grundstück für den Bau der Mülheimer Hängebrücke und für das Vorflutgelände benötigt wurde.

Das Mülheimer Häuschen während der Brückenbauarbeiten

 

Auf diesem Bild sieht man, wie die Gaststätte während des Baus der Mülheimer Brücke aussah. So ging eine über 140 jährige Tradition zu Ende.

Karl Heinz Klein hat 1981 in einer sehr eindrucksvollen Zeichnung das Gasthauses und die Umgebung rekonstruiert. Ich möchte die Zeichnung zum Schluss noch zeigen.

Mülheimer Häuschen um 1925 (Karl Heinz Klein)

 

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Der Monheimer Hof

1873 wurde Gottfried Meiss im Kölner Adressbuch als Gastwirt unter der Anschrift Riehl Mülheimer Straße 54 b erwähnt. 1875 wurde erstmalig der Name der Gaststätte „Zum deutschen Kaiser“ belegt und ab 1885 führt die Witwe Meiss das Gasthaus.

Ansichtskarte um 1909 (Verlag Schwarzinger Köln)

 

In den Jahren 1887 bis 1889 wurden einige Räume der Gaststätte als Schule für die kleineren Kinder von Riehl genutzt, da diesen der weite Weg bis Nippes nicht zugemutet werden konnte. Diese zusätzliche Aufgabe endete mit der Fertigstellung der Schule Stammheimer Straße.

Durch die Eingemeindung von Riehl nach Köln 1888 änderte sich auch der Straßenname. Die Mülheimer Straße wurde in Riehler Straße umbenannt und die Gaststätte erhielt die Anschrift Riehler Str. 161 und ab 1891 die Hausnummer 231.

Ab 1909 wurden Gottfried Meiss als Gastwirt und ab 1929 Peter Meiss als Schenkwirt angegeben. 1937 übernahm Jakob Schäfer das Restaurant und führt es durch die Kriegszeit, bis er 1952 auf dem Nachbargrundstück Riehler Str. 225 (heute Autohaus Nord) ein Hotel errichtete und damit das Haus Nr. 231 aufgab.

Außenterrasse um 1940 (Verlag Scholtes Köln)

 

Innenansicht des Gastraumes (Verlag Scholtes Köln)

 

Ab 1953 übernahm die Brauerei Peters aus Hitdorf die Gaststätte und seitdem führte das Haus den Namen „Monheimer Hof“.

Nach mehrfachem Besitzerwechsel übernahm am 26.2.1981 Herr Heinz-Jürgen Kreutz das Haus und verwandelte es durch eine geschickte Geschäftsführung zu einer über Riehl hinaus bekannten beliebten Kultkneipe, die durch „Engtanz-Feten“ oder „Blues Session“ vor allem ein jüngeres Publikum ansprach. Beliebt war auch bei den Gästen der Bier- und Wintergarten.

Außenansicht des Gasthauses um 2012 (Foto Happe)

 

Am 4.8.2012 schloss Herr Kreutz aus gesundheitlichen Gründen für immer die Tür seiner Gaststätte Monheimer Hof, die er in fast 32 Jahren von einer Eck-Kneipe zu einer attraktiven Event-Location entwickelt hatte.

Auf dem Grundstück des Monheimer Hofes, der im Februar 2013 abgebrochen wurde, entstand ein Wohn- und Bürohaus, das im März 2016 fertig gestellt wurde. Das Grundstück wurde in zwei Anschriften aufgeteilt: Riehler Str. 231 und Boltensternstr. 1.

Interessant ist aber auch die Höhenlage des Hauses. Das Straßenniveau liegt hier wesentlich tiefer als das des übrigen Riehls. Riehl war vor dem Bau des Damms (1928 bis 1930) im Verlauf des Niederländer Ufers immer hochwassergefährdet. Aus diesem Grund wurden mit der Neubebauung von Riehl ab 1873 die Baugrundstücke an der Hittorf- und Stammheimer Straße sowie das Gelände der Kasernenstadt Boltensternstraße (heute SBK-Gelände) um zwei Meter aufgeschüttet. Da der Riehler Hof aber bereits zu dieser Zeit bestand, war eine Aufschüttung nicht möglich. Insofern liegt hier auch nach dem Neubau noch das alte Straßenniveau von Riehl vor.

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Die Post in Riehl

Das Kaiserliche Postamt in Riehl

 

Drehen wir das Rad der Geschichte 120 Jahre zurück. Wie sah es damals in Riehl aus?

In der „Goldenen Ecke“ lagen der Zoo, die Flora, die Radrennbahn und viele Lokale. Am Wochenende war das die Vergnügungsmeile für die Kölner, die auch gerne mal von ihrem Ausflug eine Postkarte an die Lieben senden wollten.

Die ersten Häuser wurden in dieser Zeit auf der Stammheimer Straße errichtet und die Bewohner mussten ihre postalischen Angelegenheiten regeln. In der Barbarastraße wurden die ersten Kasernen errichtet und die Soldaten wollten gerne mit einer Ansichtskarte den Angehörigen zeigen, wo sie stationiert waren.

Hier beginnt die Geschichte von dem Riehler „Kaiserlichen Postamt“ bis zu heutigen Postagentur. Am 1.12.1893 wurde in der Stammheimer Str. 63 das erste Riehler Postamt eröffnet. Dieses Amt war bald zu klein und die Post errichtete einen Neubau. Das alte Postamt wurde dann als Lokal „Alte Post“ genutzt, bis es im Krieg zerstört wurde. Nach dem Krieg wurde das Haus Stammheimer Str. 63 durch einen Neubau als reines Wohnhaus ersetzt.

Das neue „Kaiserliche Postamt“ wurde in der Stammheimer Str. 115 errichtet und 1910 eröffnet. Diese größeren Räumlichkeiten entsprachen der Zunahme der Bevölkerung und konnten allen anfallenden Aufgaben bis 2007 gerecht werden. Heute befindet sich in diesen Räumen ein Gesundheitszentrum.

Anfang der 1950er Jahre gab es noch das Postamt Riehl 2 in der Eichhornstr. 2/4 (heute Niehler Gebiet).

Am 13.11.2007 wurde das Riehler Postamt 1 aufgelöst und die Aufgaben wurden einer Postagentur übertragen. Leider hat damit die Post die zentrale Lage in der Ortsmitte verloren und die Aufgaben einem Pächter im Riehler Tal 13 übertragen. Am 14. November 2016 erfolgte dann ein erneuter Pächterwechsel. Herr Kamal Popat übernahm nicht nur die Postagentur, sondern verkauft auch – wie sein Vorgänger – Zeitschriften, Büroartikel und Tabakwaren.

Auf eine Besonderheit möchte ich noch hinweisen:

Die Zoo-Restauration wurde im September 1939 beschlagnahmt und dort eine Feldpostpäckchenstelle eingerichtet, die bis zur Zerstörung am 29.6.1943 die Päckchen aus der Heimat an die Soldaten an der Front weiterleitete.

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Gaststätte Riehler Hof

Gaststätte Riehler Hof

 

Seit über 100 Jahren besteht durchgängig die Gaststätte Riehler Hof in der Stammheimer Straße 133, die bei ihrer Gründung im Jahr 1910 durch Herrn Reinhard Odenthal den Namen „Zum alten Veteran“ führte. Sicherlich ein Bezug auf die beiden großen Riehler Kasernen in der Boltenstern- und Barbarastraße. Die Gaststätte wurde später auch gerne von den Bewohnern der Riehler Heimstätten besucht.

Das Gebäude überstand die Kriegseinwirkungen recht gut und bereits 1951 wird Franz Bock als Pächter verzeichnet.

Da die Gaststätte auch das Stammlokal für die 1952 gegründeten Riehler Schützen war, lag es nahe, dass der Schießstand in einem alten Keller des Hauses eingerichtet wurde. Offiziell wurde der Übungsraum der Schützen ab 1.5.1968 genutzt.

Nach einer längeren Renovierung hat Frau Helga Stember 1971 wieder die Türen für die Gäste geöffnet. Es folgte später eine große Zahl von Pächterwechseln, bis 2016 Frau Marina Mijanic die Gaststätte übernahm und die Gäste nicht nur mit Getränken, sondern auch mit vielfältigen Speisen „Deutsch, Gut bürgerlich, Kroatisch, Mediterran, Saisonale Küche, Vegetarisch“ verwöhnt.

Der Biergarten vor dem Haus wird im Sommer gerne von den Gästen angenommen.

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Solarsiedlung Philipp-Wirtgen-Straße

Solarsiedlung heute (Foto Krick)

 

Ein Blick zurück in die politische Geschichte. Die Weimarer Verfassung garantierte allen Bürgern einen gesunden Wohnraum. So entstanden in dieser Zeit überall Wohnbauprojekte, so auch in Riehl z.B. die Naumannsiedlung und ebenso der o.e. Wohnblock, der heute als Solarsiedlung bekannt ist.

Dieses Wohnbauprojekt umfasst 14 Mehrfamilienhäuser mit ursprünglich 112 Wohneinheiten, das von dem Architekten Peter Karsten an der Philipp-Wirtgen-Straße zwischen der Schacht- und Hildegardisstraße 1926 – 1928 für den Erbbauverein e.G. errichtet wurde. Markant war hier der große Innenhof mit Spielfläche für die Kinder.

Anfänglich fiel dieser Wohnblock durch seine grünliche Fassadenfarbe auf und für die Riehler*innen war das einfach der „Grüne Block.

Der Wohnblock vor der Sanierung (Foto Peters)

 

In der Zeit seit der Errichtung, über die Kriegsjahre bis zum Jahre 2000 entstand ein erheblicher Sanierungsbedarf und der Wohnblock wirkte verwohnt. In den Jahren 2001 – 2004 wurde die Sanierung der Häuser mit dem Ausbau der Dachgeschosse (nunmehr 133 WE) vorgenommen und gleichzeitig erfolgte auch eine energetische Umrüstung des Hauses. Das führte zu dem Titel „Solarsiedlung“.

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St. Engelbert-Apotheke

Pillendose der St.Engelbert-Apotheke

 

Schauen wir mal wieder 90 Jahre zurück. Zu einer guten ambulanten regionalen medizinischen Versorgung der Bevölkerung gehören Ärzte und Apotheken. Im Jahr 1930 lebten ca. 12 000 Menschen in Riehl. Hierfür standen laut Adressbuch in dieser Zeit nur fünf Hausärzte (Dres. Stefan Kohne, Max Maiböcker, Johannes Patzke, Hans Schopp und Leo Selig) in Riehl bereit. Fachärzte waren im Branchenverzeichnis gar nicht zu ermitteln. Die Betreuung der Bewohner der Riehler Heimstätten erfolgte durch Dr. Peter Janssen und die Flora-Klinik (Vorgänger der Entbindungsklinik Eldering) wurde von Dr. Eugen Schürmann geleitet wurde.

Ab 1930 gab es die erste Apotheke in Riehl in der Stammheimer Str. 73, die Krahmer`sche Apotheke (später Zoo-Apotheke genannt). 1933 wurde dann eine zweite Apotheke eröffnet und die wollen wir uns heute näher ansehen.

In dem Wohnkomplex Esenbeckstraße / Riehler Gürtel, den der Architekt Ernst Scheidt Ende der 1920er Jahre konzipierte, wurden auch zwei Ladenlokale in dem Haus Riehler Gürtel 66 eingeplant. Das war ein Lebensmittelgeschäft (Feinkost) von Max Szczasny und eine Apotheke, die der Apotheker Hubert Balg am 27.3. 1933 eröffnete. Von 1940 – 1944 betrieb Nikolaus Beinig die Apotheke und versorgte die Bewohner während der Kriegszeit.

Apotheker Wilhelm und Erika Bertram

 

Am 1.4.1945 übernahm der Apotheker Wilhelm Bartram – zunächst als Verwalter – und ab 1.10.1945 endgültig die Apotheke. In der Nachkriegszeit und in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs war auch diese Apotheke ein Anlaufpunkt für die Bewohner von Riehl, um hier die verordneten Medikamente zu erstehen.

Am 22.3.1992 erfolgte nach dem Tod von Wilhelm Bertram die Schließung der Apotheke durch seinen Sohn Dr. Jürgen Bertram. Damit ging eine Ära von 47 Jahren St. Engelbert-Apotheke unter Leitung von Wilhelm Bertram zu Ende.

 
Außenansicht vor dem Umbau der Schaufenster

 

Der Vermieter ließ das Geschäftslokal in eine Wohnung umbauen und nur noch durch ein Foto können sich alte Riehler an die einst so beliebte Institution (links vom Hauseingang) erinnern.

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Stammheimer Str. 135 bis 169

Stammheimer Str. 135 – 169 (Fotos: Hartleib)

 

Die markante Häuserzeile Stammheimer Str. 135 bis 169 wurde zwischen 1920 und 1922 für die „Gemeinnützige Baugenossenschaft der Städtischen Bahngesellschaft“ durch den Architekten Adolf Engel errichtet. Es handelte sich um 6 Einfamilienhäuser, 10 Zweifamilienhäuser und 2 Dreifamilienhäuser.

Die Häuser wurden gebaut, damit die Bahnangestellten die Häuser später erwerben konnten. 1935 waren laut Adressbuch die Verkäufe wohl abgeschlossen und als Eigentümer waren fast ausschließlich Schaffner oder Straßenbahnfahrer aufgeführt.

Haus 147 Straßenseite

 

Die Häuser sind auf der Straßenseite zweigeschossig und auf der Rückseite dreigeschossig, weil dort durch den Abbau von Ton zur Herstellung von Ziegeln das Gelände deutlich tiefer lag. Alle Häuser haben auf der Rückseite große Gärten, die zur Versorgung der Bewohner mit Obst und Gemüse angelegt wurden.

Haus 147 Gartenseite

 

Diese zweigeschossige Bauweise auf der Straßenseite bereitete der GAG beim Bau der Häuser Boltensternstr. 111–131 Ende der 1920er Jahre Probleme. Diese Häuserzeile war vier- bis fünfgeschossig. Um einen Anschluss an die kleineren Häuser zu erreichen, wurden die GAG-Häuser in der Stammheimer Str. 171 -175 mit nur drei Geschossen gebaut.

Im Haus 135 wohnte über viele Jahrzehnte die beliebte und engagierte Diakonie- und Gemeindeschwester Martha Ischebeck. Bis in die 1960er Jahre versorgte sie von hier aus kranke und pflegebedürftige Riehler. Diese ursprünglich karitativen Dienste haben heute die Kranken- und Pflegekassen übernommen und lassen sie durch Hauspflegedienste durchführen.

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Der Stammheimer Hof

Gaststätte Stammheimer Hof

 

Der Stammheimer Hof in der Stammheimer Str. 100 ist sicherlich die älteste Gaststätte im Riehler Zentrum. Wann sie aber genau durch den Bauunternehmer Peter Steinbüchel errichtet wurde, konnte ich nicht ermitteln. Erstmalig wurde sie im Adressbuch von 1898 mit dem Restaurateur Hubert Fischer erwähnt. Nach einer alten Ansichtskarte muss das Haus aber um 1897 errichtet worden sein, denn dort ist das Pastorat der alten Kirche noch nicht abgebildet und der Restaurateur Hubert Fischer war 1897 noch in der Stammheimer Str. 102 gemeldet.

Ab 1909 wird Theo Steinbüchel als Restaurateur aufgeführt, bis das Haus im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Die Gaststätte war vor dem Krieg bei den Riehlern beliebt und Herr Steinbüchel legte Wert auf ein gehobenes Publikum.

1949 errichtete Frau Maria Rörig provisorisch im Hinterhaus des zerstörten Gebäudes eine Gaststätte und in den 1950er Jahren wurde das Erdgeschoss des Hauses zusammen mit einem Ladenlokal (Zuckerwarenhandlung Fabricius) wieder aufgebaut. Aufgestockt wurde das Haus wohl erst um 1965, denn ab da sind weitere Mieter unter der Adresse im Einwohnerbuch verzeichnet.

1967 übernahm Jakob Rörig die Gaststätte, die er bis zum Jahr 1996 führte.

Nach einer längeren Renovierung übernahm Jörg Körner am 26.11.1998 den Gastbetrieb. Unter dem Namen „Körners“ ist das Haus nicht nur bei den Riehlern beliebt. Der gute Ruf des Hauses hat sich auch über den Stadtteil hinaus verbreitet. Als FC-Fan hat Herr Körner nicht nur Erinnerungen an seinen Verein ausgestellt, auch Bilder vom alten Riehl sowie ein Wandgemälde, das leider falsch datiert ist, schmücken die Gaststätte.

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Die Straßenbahnersiedlung

Planskizze der Siedlung

 

Ende des 19. Jahrhunderts wurden kommunale Wohnungsfürsorgemaßnahmen in Köln angedacht. Sehr früh wurde ein solches Projekt für Riehl geplant.

Da sich in Riehl (Riehler Straße 200 / alte Hausnummer) der Nordbahnhof der Kölner Bahnen befand, musste preiswerter Wohnraum für die dort beschäftigten Arbeiter und Angestellten geschaffen werden.

Bereits 1902 /1903 (inschriftlich durch Maueranker 1902 belegt) wurde das Bauvorhaben an der Stammheimerstraße 136 – 158 in dreigeschossiger Bauweise in zwei hintereinander gestaffelten Reihen nach Plänen des Architekten Eduard Endler (11.5.1860 – 21.5.1932) realisiert. In 12 Mehrfamilienhäusern entstanden 66 Wohnungen.

Die Mieten betrugen nach dem ersten Weltkrieg 15 RM je Wohnung.

Heute sind die Gebäude mit stark veränderter (modernisierter) Fassade noch vorhanden. Insbesondere fehlen die Torbögen und die ausgestalteten Giebel.

Straßenansicht der Häuser 136 – 156

 

Die Häuser sind im Besitz der KVB AG und werden von der WSK (Wohnungsgesellschaft der Stadtwerke Köln) verwaltet.

Ab 2014 erfolgte eine umfassende Sanierung der Wohnungen mit Anbau von Balkonen.

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Die Villen an der Stammheimer Straße

Ursprünglich führte der Weg vom Zoo bis zum „Riehler Plätzchen“ über den „Alten Stammheimer Weg“ und der verlief mitten durch das heutige Zoogelände. Im Zusammenhang mit einer geplanten Zooerweiterung wurde westlich eine Umgehungsstraße mit dem Namen „Villenstraße“ gebaut, die exakt der heutigen Stammheimer Straße folgte. Die Umbenennung in Stammheimer Straße erfolgte am 21.6.1889. Wir schauen uns heute die westliche Seite der Straße von Haus Nr. 9 bis Haus 29 an.

Plan von J. L. Algermissen um 1880

 

Zunächst verwundert es, das das Haus Nr. 9 das erste Haus in der Straße ist. Das kam so: Die Straße „Am Botanischen Garten“ bekam erst am 7.4.1910 ihren Namen und die Häuser, die zwischen dem Eingang zur Flora und dem Haus Nr. 9 lagen, wurden der Stammheimer Straße zugerechnet, wie zum Beispiel das Haus Nr. 1 (der Pilgramshof). Er erhielt nach 1910 die Hausnummer Am Botanischen Garten 1-3. So versteht sich die Zählung der Stammheimer Straße, beginnend mit der Nr. 9. Das Haus war das älteste Gebäude in der Straße mit der Gaststätte Maus, die bereits im Jahr 1879 nachgewiesen wurde. Im Krieg wurde das Haus zerstört und als „Zoo-Garage“ neu als Eckhaus mit Vordach aufgebaut.

Das Gebäude links, das Haus Nr. 9, war die Gaststätte Maus / später Bade und rechts das Haus Nr. 11.
Fotograf unbekannt

 

Die Lage am Zoo und der Flora konnte man als gehobene Wohngegend betrachten und so wurden bis zur Bodinusstraße mehrgeschossige „Stadtvillen“ errichtet, die für die Straße zunächst namensgebend waren. Diese Häuser entstanden um 1890 in der Zeit des Historismus, so dass hier viele Baustile von der Renaissance, der Neugotik und dem Neobarock zu sehen sind. Viele der Häuser haben den Krieg überstanden und lassen heute noch den gehobenen Wohnstil erkennen. Die Hauseigentümer waren für die Häuser 11-17 ein Herr Werhahn aus Neuß und für die Häuser 19-25 die Erben Kortlang aus Köln Mülheim.

Das Haus Stammheimer Str. 15, Foto Peters

 

Die Häuser 11-19 und 23 – 25 stehen heute unter Denkmalschutz.

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Wochenmarkt in Riehl

Marktleben um 1960

 

Anfang der 1930er eröffnete der Wochenmarkt auf dem Riehler Gürtel zwischen Stammheimer Straße und Amsterdamer Straße. Er musste aber während der Kriegszeit geschlossen werden. In den ersten Jahren nach dem Krieg blühte der Schwarzmarkt, so dass an einen geordneten Handel nicht zu denken war. Erst nach der Währungsreform 1948 konnte der „weiße Markt“ in Riehl am 6.7.1948 wieder seinen regulären Betrieb aufnehmen und ist bis heute mittwochs und samstags ein beliebtes Einkaufsziel.

Etwa 70 Händler bieten Gemüse, Obst, Backwaren, Fleischwaren, Blumen, Gewürze, Haushaltswaren, Kleidung, Pflanzen und mehr an. Auch hier macht sich der Strukturwandel im Einzelhandel bemerkbar. Die Zahl der Händler nimmt ab, da die Supermärkte täglich und nicht nur zweimal in der Woche frische Waren anbieten.

Ein Problem für den Markt sind die fehlenden Parkplätze, denn der Markt wird nicht nur von Riehlern besucht. Auch fehlen die notwendigen sanitären Einrichtungen für Händler und Besucher.

Einmal pro Monat am Sonntag findet auf dem Riehler Gürtel ein Flohmarkt statt, der ebenfalls über Riehl hinaus beliebt ist und viele Käufer anlockt.

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Gaststätte Wattler’s Fischerhaus

Wattler’s Fischerhaus um 1896

 

1830 eröffnete Christian Wattler am Rhein einen Gasthof mit einer Aalräucherei und pachtete die Fischereirechte auf dem Rhein, um mit zwei Nachen frischen Fisch für sein Lokal zu fangen. Zusammen mit der Gaststätte „Kaisergarten“, die ein paar hundert Meter rheinauf „Am Thürmchen“ lag, bildete sich hier der Grundstein für die später so benannte „Goldene Ecke“.

Bei einem Sonntagsspaziergang um 1900 – so kann man in einer zeitgenössischen Schrift lesen – roch man im Vorbeigehen den Duft von in Öl gebackenem Fisch. Wohl eine Spezialität des Hauses.

Kommunalpolitisch hat das Grundstück eine wechselvolle Geschichte erlebt. Bis zur Eingemeindung nach Köln im Jahr 1888 trug das Haus die Nummer „Riehl 127“. Nach der Zugehörigkeit zu Köln bekam es zunächst die Anschrift „Kaiser Friedrich Ufer 31“ und ab 1898 „Niederländer Ufer 31“. Nachdem das Gelände südlich der Zoobrücke 1956 aus Riehl ausgegliedert und dem Bezirk Neustadt Nord zugeschlagen worden war, erhielt es 1968 die Adresse „Konrad-Adenauer-Ufer 115“.

Ab etwa 1900 erlebte die „Goldene Ecke“ von Köln – das ist das Gelände vor dem Zoologischen Garten in Richtung Innenstadt – ihre wahrlich goldene Zeit. Am Wochenende strömten viele Kölner hierher, um den Zoo, die Flora, den Amerikanischen Vergnügungspark und die vielen Gaststätten und Schankwirtschaften aufzusuchen. Sie ließen viel Geld in dieser Vergnügungsmeile und trugen so zur Namensgebung „Goldene Ecke“ bei.

Die „Goldene Ecke“

 

Mitten in der „Goldenen Ecke“ von Köln lag „Wattler’s Fischerhaus“. Zur damaligen Zeit erstreckte sich das Grundstück vom Rhein bis zur Riehler Straße. Neben dem eigentlichen Gast- und Wohnhaus wurden auf dem riesigen Gelände noch eine Terrasse, ein Pavillon, der Tanzsaal, ein Kaffeehäuschen und eine Stehbierhalle errichtet. Da die Gaststätte im militärischen Rayonbereich lag, durften die weiteren Gebäude nur aus Holz errichtet werden, damit diese im Verteidigungsfall schnell niedergelegt werden konnten.

Lageplan um 1921, Zeichnung Jürgen Nießen

 

Der Tanzsaal half 1882/83 dem Zoo aus einer Notlage. Als der Rheinpegel bedrohlich hoch stieg und weite Teile des Zoos unter Wasser standen, stellte Herr Wattler diesen Raum uneigennützig zur Verfügung. Dort konnten einige Tiere aus dem Zoo verbleiben, bis die Flut wieder zurückging. Der Tanzsaal wurde leider am 3. 10. 1897 ein Opfer der Flammen.

Auch sonst war die Zusammenarbeit mit dem Zoo gut. War der Fischfang mal zu reichlich, gab der Wirt die Überschüsse an den Zoo für die Seelöwen.

Gartenterrasse um 1907

 

Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts verblasste der Stern über der „Goldenen Ecke“, dennoch wurde das Haus als Familienbetrieb weitergeführt und war ein beliebtes Ausflugslokal der Kölner.

Offensichtlich erlitt das Haus im letzten Weltkrieg Schäden, dennoch feierte die Gaststätte am 1.7.1950 ihr 120-jähriges Bestehen. 1955 erstrahlte das nunmehr aus Stein erbaute einfache Haus in neuem Glanz, und die weitläufige Terrasse erfreute sich großer Beliebtheit bei den Gästen. Alle anderen Bauten auf dem großen Gelände waren verschwunden. Die Familie Wattler führte das Haus weiter bis etwa 1965, auch wenn zu dieser Zeit die Stadt Köln schon Eigentümerin war.

Luftbild, Gaststätte um 1955

 

Durch den Bau der Zoobrücke von 1962 – 1966 veränderte sich das Erscheinungsbild der Gaststätte gewaltig. War es bis dahin ein freistehendes Gebäude in einer Grünanlage, so verschwand es nunmehr fast im Schatten der riesigen Zoobrücke in unmittelbarer Nähe.

Es folgt eine Zeit der großen Wechsel. 1968 inserierte unter dieser Anschrift die Gaststätte Seifert, 1970 die Gaststätte Henk, ab 1973 war die Pächterin Frau Krieger und in den 80ern firmierte das Haus unter den Namen „Fischerhütte“ Am 31.8.1991 übernahm die Familie Ferrarezzo das Haus, nannte es „Ristorante Al’Dorale“ und bot neben der italienischen Küche insbesondere Fischgerichte an. Sehr beliebt auf der Terrasse war bei den Gästen die Voliere, die der Seniorchef liebevoll betreute. Nach einer Renovierung im Frühjahr 2009 wurde das Haus für kurze Zeit vom Juniorchef weitergeführt.

Nach einem fast zweijährigen Leerstand begann im Sommer 2013 ein erneuter Umbau unter Leitung von Joachim Richter. Hier sind besonders die Terrassentüren markant, die eine Öffnung zur Terrasse und einen Blick auf den Rhein erlauben.

Ende November / Anfang Dezember 2013 wurde so auf diesem traditionsreichen Grundstück wieder ein Lokal mit einem italienisch-mediterranen Schwerpunkt eröffnet, in dem der Fisch im Vordergrund stehen sollte, aber auch regionale und saisonale Speisen wurden angeboten. Es hatte sich zunächst den Namen Il Ponticello gegeben und wurde zwischenzeitlich in Restaurant Richters umbenannt. Die Pause durch Corona wird nun für einen erneuten Umbau genutzt.

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So wird eines der ältesten Gasthäuser von Riehl – wenn auch unter anderem Namen – eine glückliche Fortsetzung finden. Fischgerichte werden wohl wie zu seinen Gründungszeiten wieder einen Schwerpunkt darstellen.

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Vom Bellevue zum Zooeck

Gaststätte Zoo-Eck

 

1865 errichte der Baumschulbesitzer Franz Bruckmann an der Ecke Stammheimer Weg und Villenstraße (heute Stammheimer Str. 2) die Gaststätte „Bellevue“, die auch „Schöne Aussicht“ genannt wurde. Diese Gaststätte war mit ihrer Gartenterrasse sehr beliebt und man konnte hier die „Doppelkonzerte“ hören, wenn gleichzeitig die Kapellen im Zoo und in der Flora spielten.

Die späteren Pächter waren die Witwe Panhorst und Hubert Clef, bis 1926 Heinrich Zilisch das Lokal übernahm und es zu einem beliebten Tanzlokal entwickelte. Nach einem längeren Leerstand wurde der Gastbetrieb 1939 wieder aufgenommen.

In den Jahren ab 1951 pachteten verschiedene Gastwirte das Lokal bis 1978 Vinko Saric den Betrieb übernahm und vorrangig Balkangerichte anbot. Am 16.10.2011 wurde das Lokal geschlossen und es entstanden hier Wohnungen.

Damit wurde wieder ein Kapitel in der langjährigen Gaststättengeschichte in Riehl geschlossen.