Table Of Content
Brok_Soziales_0
Soziales
Blick über den ehemaligen Exerzierplatz auf einige Wohnstiftshäuser
der Riehler Heimstätten, die um 1980 abgebrochen wurden.
Das Gesundheits- und Sozialwesen hat in Riehl eine lange Tradition, die weit über Riehl von Bedeutung ist. Das Kinderkrankenhaus, die Riehler Heimstätten, das Immanuel-Küpper-Stift sind Beispiele dafür. Aber auch die vielen Jugendherbergen, die Riehl hatte, ist nun durch die Jugendherberge an der Schanz mit über 500 Plätzen weiterhin ein Magnet für junge Reisende.
Brok_Soziales_1
Jugendherberge An der Schanz 14
Außenansicht der Jugendherberge (Foto Krull)
Die Jugendherberge am Niederländer Ufer, die 1950 eröffnet wurde, entsprach in den 1970er Jahren nicht mehr den Bedürfnissen der damaligen Zeit und so sollte ein weiteres Haus – neben der Jugendherberge in Deutz – in Köln errichtet werden. Auch jetzt wurde Riehl wieder der neue Standort – nunmehr An der Schanz 14 – ausgewählt. Es wurde der Platz an der Ecke Boltensternstraße / An der Schanz ausgewählt.
Dieses Haus mit seinen 366 Plätzen wurde am 10.12.1983 eingeweiht und das benachbarte Schwimmbad war eine zusätzliche Attraktion, die aber leider ein paar Jahre später geschlossen wurde. Die Zimmer erhielten Namen der Kölner Stadtteile. In dieser Zeit war auch noch das Rauchen in dem Haus erlaubt.
Schlagzeile im Kölner Stadtanzeiger vom 2-12-1983
Das Haus grenzte sich ursprünglich durch die Namensgebung deutlich ab. Es war zunächst nicht mehr von einer „Jugendherberge“, sondern von einem „Jugendgästehaus“ die Rede. So konnten hier auch junge Erwachsene Aufnahme finden. Aber es wurden hier nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Das Haus diente gleichzeitig als Tagungs- und Fortbildungsstätte. 13 Räume standen hierfür bereit.
Die unmittelbare Nähe zur Stadtbahnhaltestelle Boltensternstraße führte zu einer schnellen Verkehrsanbindung ins Zentrum, was die Gäste zu schätzen wussten. Der Zoo und die Flora waren zusätzliche Ziele in der Nähe.
Das Haus wurde so stark frequentiert, dass 2009 unbedingt eine Erweiterung vorgenommen werden musste. Das Gebäude wurde umfassend saniert und energetisch an heutige Standards angepasst und zu Karneval 2010 eröffnet. Es wurden zusätzlich 18 Zimmer mit 72 Bettenplätzen geschaffen, so dass sich die Platzzahl auf über 500 erhöhte. Der Tagungsbereich wurde um vier neue Räume erweitert, so dass hier Veranstaltungen von weiteren externen Gästen durchgeführt werden können.
Auch das äußere Bild hat sich deutlich verändert. Statt der roten Klinkerfassade hat das Haus nun eine helle Putzfassade. Das Jugendherbergswerk hat mehr als sieben Millionen Euro in die Sanierung des Baus investiert.
Bild der sanierten Jugendherberge (Foto Krull)
Wegen der Einheitlichkeit innerhalb des Jugendherbergswerks wurde das Haus wieder in Jugendherberge umbenannt.
Brok_Soziales_2
Jugendherberge Niederländer Ufer
Modell der Jugendherberge des Friedens
Die Jugend der Welt ist nicht nur in Köln, sondern auch in Riehl zu Gast.
An der Ecke Niederländer Ufer (heute Konrad-Adenauer-Ufer) und Elsa-Brändström-Straße stand im Zweiten Weltkrieg ein Flakbunker. Am 15.7.1950 wurde in dem ehemaligen Bunker die „Weltjugendherberge des Friedens“ eingerichtet, nachdem seit 1949 Jugendliche aus aller Welt den Umbau unter Leitung einer Fachfirma durchgeführt hatten. Bereits am 20.4.1950 konnte das Richtfest gefeiert werden.
Obwohl seit 1956 das Gelände nicht mehr zu Riehl gehörte, weil es der Kölner Neustadt – Nord zugeordnet wurde, rechnet es weiterhin gefühlt zu Riehl.
Die städtische Jugendherberge, die dem Verband der Jugendherbergen angehörte, war wegen der Nähe zur Innenstadt sehr beliebt und die Grünfläche der Umgebung lud zu einem Treffen der Nutzer ein.
Die Grünanlage um das Haus als Treffpunkt
Die Nähe zum Kölner Zoo war hierbei sicherlich eine besondere Attraktion. Wegen der großen Nachfrage sollte die Jugendherberge 1957 trotz der 180 Betten erweitert werden. Das wäre aber erst möglich geworden, wenn das Verfügungsrecht über das Grundstück wieder an die Stadt Köln übergegangen wäre, was dann auch tatsächlich 1963 erfolgte. 1968 wurde das Haus durch den Jugendherbergsverband (DJH) übernommen.
Nun mit der Fahne des Herbergsverbands (DJH)
Die Jugendherberge Niederländer Ufer entsprach in den 80er Jahren nicht mehr den Bedürfnissen der damaligen Zeit. Statt einer Erweiterung wurde ein Ersatz in Riehl in der Straße An der Schanz 14 mit einem Neubau geschaffen.
Die Weltjugendherberge des Friedens konnte somit 1983 geschlossen werden. Das Haus wird seither privat genutzt und die Räume und das umliegende Gelände wurden zur Ausstellung von modernen Kunstobjekten hergerichtet.
Brok_Soziales_3
Flora-Sanatorium
Flora-Sanatorium Am Botanischen Garten 44
In den 1930er Jahren war Riehl im sozialen Bereich nicht nur durch die Riehler Heimstätten bekannt. Über Riehl hinaus war auch das Flora-Sanatorium als Entbindungsheim bei werdenden Müttern beliebt.
Anfang der 1930er Jahre eröffnete der Frauenarzt Dr. med. Bram Eldering mit seiner Frau Dr. Franziska, geb. Sommer, als Kinderärztin in der Straße Am Botanischen Garten 44 – an der Ecke Sieboldstraße – eine Entbindungsklinik. Das Haus wurde nach 1925 erbaut. Zunächst hatte hier ein Dr. med. Eugen Schürmann praktiziert und ein Sanatorium betrieben. Da Dr. Eldering Niederländer war, musste er vor dem Kauf die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen.
Anlässlich der Geburt eines Kindes stellte die Klinik den Eltern ein kunstvoll gestaltetes Erinnerungsblatt aus, auf dem nicht nur der Name des Kindes genannt wurde, sondern auch eine Außenansicht des Hauses zu sehen war.
Erinnerungsblatt zur Geburt eines Kindes
Diese Klinik existierte leider nicht lang. Am 17.6.1943 erlitt das Gebäude laut einem Polizeibericht einen Bombentreffer. Wie Karl Peusquens in seinem Buch über Köln Riehl schreibt „wurden 11 Frauen und Säuglinge unter den Trümmern begraben“. Wie die Tochter von Herrn Dr. Bram Eldering berichtet, kam auch ihr Großvater, der Musikprofessor Bram Eldering, bei dem Angriff ums Leben. Er hatte sich im Gürzenich-Orchester als Geiger und Konzertmeister einen Namen gemacht.
Das Gebäude wurde völlig zerstört und nach dem Krieg durch den Neubau eines Wohnhauses ersetzt.
Dr. Bram Eldering praktizierte nach dem Krieg als Frauenarzt in Mülheim an der Düsseldorfer Str. 28. Frau Dr. Franziska Eldering war als Amtsärztin tätig.
Brok_Soziales_4
Karl-Immanuel-Küpper-Stiftung
Straßenansicht um 2008 (Vor der Aufstockung)
In diesem Jahr feiert die Karl Immanuel Küpper-Stiftung ein besonderes Jubiläum: 125 Jahre Engagement für Kinder und Jugendliche. Und davon bereits 51 Jahre in Riehl.
Werfen wir einen Blick auf die Entwicklung. Die Nachlassverwalterin des Landrates von Düsseldorf, Karl Immanuel Küpper (1843-1880), Frau Luise von Maaßen stellte aus dem Erbe einen hohen Geldbetrag für die Errichtung eines Waisenhauses zur Verfügung und Kaiser Wilhelm II. genehmigte die Stiftung am 26.7.1897 – also vor 125 Jahren.
Um die Jahrhundertwende wurde das Haus an der Ecke Kerpener – und Weyerstraße als evangelisches Waisenhaus errichtet.
Außenansicht um 1910
Um 1925 wurde im Kölner Adressbuch die Einrichtung als „Evangelische Waisenversorgungsanstalt Karl Immanuel Küpper-Stiftung“ benannt.
Kölner Adressbuch von 1925
Als in den 1960er Jahren des letzten Jahrhunderts die Universität expandieren wollte, wurde in der Nähe der anderen Institute Platz für weitere universitäre Einrichtungen gebraucht. So entstand die Überlegung, das Karl Immanuel Küpper-Stift zu verlegen. Nun befindet sich in dem ehemaligen Kinderheim die Zahnklinik.
Da ein ortsnaher Standort mit guter Verkehrsanbindung gesucht wurde, bot sich das Grundstück in Riehl an der Boltensternstr. 45–47 an, auf dem bis etwa 1930 die Metallgießerei Ostermann & Flüs residierte und anschließend bis zur Kriegszerstörung der Autohändler Engelbert Schmitz.
Nachdem das Gelände von Behelfsbauten geräumt worden war, konnte 1969 mit dem Bau begonnen werden. Am 15.9.1971 fand die Einweihungsfeier als Evangelisches Kinder- und Jugendheim statt. Ca. 100 Kinder konnten vom alten Haus in Lindenthal in die neuen Räume einziehen. Bereits in den 1980er Jahren zeichnete sich ein rückläufiger Bedarf bei Kinderheimen ab und neue Arbeitsfelder wurden gesucht. Der Schwerpunkt war nun die Unterbringung von Jugendlichen in Wohngruppen, die einer intensiven pädagogischen Betreuung bedurften. 1982 wurde die Tagesklinik Luise Maaßen-Haus in der Hittorfstr. 12 für psychisch genesene Jugendliche eröffnet und 1984 das Robert Perthel-Haus in der Pionierstraße 7-9 als Einrichtung der Eingliederungshilfe.
2013 wurde das Haupthaus aufgestockt und ebenso das Robert Perthel-Haus erweitert.
Nun hat die Einrichtung drei wichtige Standbeine im sozialen Angebot für Köln, das:
-
Jugendwohnheim
-
Luise Maaßen-Haus und
-
Robert Perthel-Haus
Hier wird in allen Bereichen eine intensive pädagogische Arbeit angeboten unter besonderer Berücksichtigung der psychiatrischen Bedürfnisse mit dem Ziel, dass die Betreuten für ein Leben in der Selbstständigkeit vorbereitet werden.
Brok_Soziales_6
Das Wichernheim des Coenaculums
Mannschaftsgebäude II des Pionier-Bataillons Nr. 24 an der Boltensternstraße
1908 bezog die neu gegründete Einheit – Pionier-Bataillon Nr. 24 – die Gebäude an der Boltensternstraße und An der Schanz. In der Bildmitte sieht man das Mannschaftsgebäude II. Das Haus wurde nach der englischen Besatzung ab 1926 durch die Schutzpolizei genutzt, bis es im Krieg teilweise zerstört wurde.
Grundstein vom 1953
Ab 1952 erfolgte der Wiederaufbau des Hauses, das bereits seit 1949 als evangelisches Kirchenzentrum genutzt wurde. Hier gab es ein CVJM-Heim, den Gemeindedienst der Inneren Mission, ein Lehrlings- und Jugendheim, das ev. Jugendwerk und einen Kindergarten. Auch wurde die Einrichtung als Jugendherberge genutzt. Pfarrer Dr. te Reh leitete die Einrichtung, die im Grundstein als „Coenaculm“ bezeichnet wurde, auch unter dem Begriff „Haus des Jungen Mannes“ und „Wichernheim“ wurde die Einrichtung bekannt.
Außenansicht des Hauses nach die Wiedraufbau
In einem Nebengebäude auf der Ostseite befand sich die Familien- und Jugendberatungsstelle, die durch den Psychologen Kohlscheen geleitet wurde.
Die Beratungsstelle
1968 verlegte Pfarrer Dr. te Reh die Einrichtung nach Rodenkirchen, die dort unter dem Namen „Diakonie Michaelshoven e.V.“ beheimatet ist.
Das Hauptgebäude wurde ab 1968 als Frauenwohnheim (und nunmehr als Notunterkunft in Katastrophenfällen) genutzt und das Nebengebäude (die Beratungsstelle) wurde ca. 1977 abgebrochen.
Brok_Soziales_5
Das Kinderkrankenhaus
Seitenansicht der Kinderklinik
Am 26.4.1956 beschloss der Rat der Stadt Köln den Neubau einer Kinderklinik mit einer Kinderchirurgie. Die Vorläufereinrichtungen waren im Krieg zerstört worden. An der Amsterdamer Straße 59 fand man ein geeignetes Gelände, das verkehrsgünstig und trotzdem im „Grünen“ lag.
Das Bauprojekt wurde ausgeschrieben und Prof. Benno Schachner legte einen Bauentwurf vor, der die Zustimmung des Rates fand. Der Rat vergab am 25.7.1957 die Ausführung an die Arbeitsgemeinschaft Prof. Schachner und das Hochbauamt der Stadt Köln. Hierbei kam für den Krankenhausbau der Entwurf von Professor Schachner zum Tragen. Das Hochbauamt zeichnete für die Schwestern- und Personalhäuser verantwortlich. Im Juli 1959 begannen die Bauarbeiten, die Grundsteinlegung erfolgte am 8.12.1959 und bereits am 1.7.1960 konnte das Richtfest gefeiert werden. So fanden am 25.10.1962 die ersten Kinder Aufnahme.
Herr Professor Dr. Hans Ewerbeck übernahm die Leitung des Hauses und der Privatdozent Dr. Dieter Helbig betreute die Abteilung für Kinderchirurgie. Für die Behandlung der Kinder in der größten Kinderklinik Deutschlands standen damals 290 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon 23 Ärzte und 140 Schwestern, zur Verfügung. Die feierliche Eröffnung fand am 7.3.1963 statt.
Heute ist die Klinik Lehrkrankenhaus der Universität Köln und verfügt über 249 Bettenplätze und weitere Behandlungsplätze für teilstationäre Behandlungen.
Am 16.4.2009 wurde außerdem auf dem Klinikgelände das Ronald McDonald Haus mit 14 Appartements eröffnet. Hier können die Eltern der behandlungsbedürftigen Kinder während der Zeit des Klinikaufenthaltes wohnen, um in der Nähe der Kinder zu sein.
Brok_Soziales_6
Riehler Heimstätten / heute SBK
Eingang Pforte Boltensternstraße
So wie der Dom zu Köln gehört, so gehören die „Riehler Heimstätten“ seit 1927 zum Stadtteil Riehl.
Nachdem die Englische Besatzungsmacht am 31. 1.1926 die Kaserne Boltensternstraße verlassen hatte, bestand kein Bedarf mehr für die Kasernenbauten. Sie standen damit leer.
Gleichzeitig herrschten in Köln große Wohnungsnot und Armut durch die Folgen der Inflation. Preiswerter Wohnraum wurde gesucht und durch eine Schaffung von altersgerechten Kleinwohnungen sollten so die benötigten größeren Wohnungen im Stadtgebiet frei werden.
So entschied die Stadtverordnetenversammlung 1926, einen Tel der Kasernenbauten in der Boltensternstraße in eine zukunftsweisende dreistufige Einrichtung für alte Menschen umzuwandeln. So sollten 800 altersgerechte Wohnungen, 550 Altenheimplätze und 800 Plätze in Krankenheimen für Kölner Bürger geschaffen werden. Zum 1.11.1927 konnten die ersten Kölner Bürger in die Wohnungen in den Riehler Heimstätten einziehen. Die Einrichtung hatte damals Modellcharakter.
Wohnstiftwiese
Während der Kriegszeiten wurden Teile des Heimes als Notkrankenhaus genutzt und die Wohnungen oft zur ersten Notversorgung der ausgebombten Kölner Bevölkerung angeboten, so dass jüngere Bürger Aufnahme fanden. Auch wurden durch die Zentralküche viele ausgebombte Kölner mit Essen versorgt.
Durch die Nähe zur Mülheimer Brücke waren die Riehler Heimstätten häufig Ziel der zunehmenden Luftangriffe, bis im Oktober 1944 die Mülheimer Brücke getroffen wurde und einstürzte. Die letzten Bewohner wurden dann im Oktober 1944 in der Klosteranlage in Altenberg sowie in Dassel und Markoldendorf untergebracht und warteten dort das Ende des Krieges ab.
Teilzerstörtes Haus V 1 / heute Haus Gingko
Die erste Zeit nach dem Krieg war von großer Armut gekennzeichnet. Zügig wurde in den ersten Jahren nach dem Krieg an dem Wiederaufbau der zu 40 % zerstörten Riehler Heimstätten gearbeitet.
Die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts dagegen waren durch die Modernisierung der Einrichtung und Anpassung an modere Bedürfnisse geprägt und durch viele Neubauten, die bis heute weiter entwickelt werden.
Da der Name „Riehler Heimstätten“, der sich in der Bevölkerung eingebürgert hatte, nicht mehr zeitgemäß erschien, benannte sich die Einrichtung in „ Städtisches Senioren- und Behindertenzentrum Köln Riehl“ unter dem Dach der „Sozialbetriebe Köln gGmbH“ (SBK) um. Die Bevölkerung hing und hängt aber weiter an dem Namen „Riehler Heimstätten“. Wer wohnt schon gerne in einem „Betrieb“?