Table Of Content
Brok_Militär_0
Militär
Eingang zur Infanteriekaserne an der Boltensternstraße während des Hochwassers 1919/20
Schon früh hat das Militär Riehl geprägt. Mit dem Übungsplatz in der Mülheimer Heide fing es an, die Kasernen Barbara- und Boltensternstraße folgten um 1900. So waren in Riehl zeitweilig 3.500 Soldaten stationiert. Die deutschen Soldaten wurden dann für sechs Jahre bis 1926 von den englischen Besatzungssoldaten abgelöst, für die über 100 Häuser in Riehl gebaut werden mussten, die heute sehr beliebt sind und Riehl prägen.
Brok_Militär_1
Kaserne Boltensternstraße
Mehrbildkarte der Kaserne
Die Mülheimer Heide, das Gelände zwischen der Boltensternstraße und dem Rhein, war ursprünglich ein Exerziergelände, das ab 1795 von den französischen und ab 1818 von den preußischen Soldaten genutzt wurde. 1906 gab die Militärverwaltung Teile des Geländes für diese Zwecke auf, um hier die größte Kasernenstadt von Köln zu errichten.
Da das Gelände hochwassergefährdet war, musste es zunächst um ca. 2 m aufgefüllt werden, dann konnten die Bauarbeiten beginnen. Die erste Kaserne für vier Kompanien des neu gegründeten Pionier-Bataillons Nr. 24 entstand 1908 an der Ecke Boltensternstraße und An der Schanz. Die Soldaten des Pionier-Bataillons Nr. 7, die bis dahin in den Kasematten in Deutz gelegen hatten, erhielten 1909 für ebenfalls vier Kompanien die Gebäude gegenüber der heutigen Pionierstraße. Ab 1910 bezog das Infanterie-Regiment Nr. 65 mit 12 Kompanien die Gebäude gegenüber der Stammheimer Straße bis zur Slabystraße (heute Hertha-Kraus-Straße). Sie waren vorher in Mülheim und in Köln stationiert.
Straßenansicht Boltensternstraße
In Anbetracht des heraufziehenden Krieges wurde östlich der Slabystraße (heute Hertha-Kraus-Straße) noch eine Unterkunft für die Maschinengewehrabteilung der Festungskompanie geschaffen sowie je eine Kaserne für das Pionier-Regiment 24 und 7. Und etwa dort, wo sich heute die Haltestelle Slabystraße befindet, wurde eine Funkstation errichtet, um den Kontakt zu allen Einheiten in Köln zu halten.
Kaserne Slabysraße heute Hertha-Kraus-Straße
Die Kasernenstadt Boltensternstraße beherbergte in Friedenszeiten ca. 2500 Soldaten. Die Belegung zu Kriegsbeginn wurde dann deutlich erhöht, da Köln Aufmarschgebiet für die Westfront wurde.
Von 1919 bis 1926 wurden in der Kasernenanlage die englischen Besatzungssoldaten stationiert. Nach deren Abzug standen die Kasernen leer, da das Gebiet westlich des Rheins entmilitarisiert war. Damit endete die Militärzeit, die Riehl lange geprägt hatte.
Zwei Verwendungszwecke für die noch recht neuen Kasernenbauten waren bald gefunden. Der Kasernenteil an der Ecke Boltensternstraße und An der Schanz wurde der Polizei als Standort zugewiesen.
Polizeikaserne von 1926 – 1945
In den restlichen 60 Gebäuden wurde eine „Altenstadt“ eingerichtet, die später den Namen „Riehler Heimstätten“ erhielt.
Brok_Militär_2
Barbarastraße und Fischer Kaserne
Kasernenansicht um 1914
Das Kasernengelände des „Bergischen Feld Artillerie Regiments Nr. 59“ erstreckte sich vom Riehler Tal entlang der Barbarastraße bis zur Amsterdamer Straße und dann bis zur heutigen Gürtelbahn.
Der westliche Teil der Kaserne (die Barbarakaserne) wurde zwischen 1893 und 1895 durch die Militärverwaltung erbaut und 1895 bezogen. Bald aber war eine Erweiterung notwendig. Der Investor Johann Fischer bebaute das östliche Gelände um 1899 und vermietete die Gebäude der Militärverwaltung. Der Volksmund nannte daher diesen Teil: „Fischer Kaserne“.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Kaserne zunächst bis 1926 durch die englischen Besatzungssoldaten genutzt. Anschließend belegte die Landespolizei Teile der Barbarakaserne. Andere Teile wurden durch die Stadt Köln als Notwohnungen an von Krieg und Inflation betroffene Notleidende vermietet. In der Fischer Kaserne entstanden neben Unterkünften auch Kleinbetriebe.
Ab dem 3.6.1936 wurden beide Kasernenteile wieder militärisch genutzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges belegte die Stadt Köln die unzerstörten Gebäude wieder mit obdachlosen Familien. In einer ehemaligen Reithalle wurden nach dem Krieg für einige Jahre die Riehler Lichtspiele (RiLi) als Filmtheater eingerichtet, woran sich alte Riehler gerne erinnern.
Das endgültige Aus für die „Barbarakaserne“ kam dann in den 70/80er Jahren, als dort das Bundesverwaltungsamt errichtet wurde. Die „Fischer Kaserne“ nahm dagegen eine andere Entwicklung. In diesen Gebäuden siedelten sich Gewerbebetriebe und Geschäfte an, die bis heute bestehen.
.
Brok_Militär_3
Die Mülheimer Heide
Militär auf der Mülheimer Heide
Der alte Ortskern von Riehl lag bis etwa 1870 an der heutigen Frohngasse. Von da erstreckte sich nördlich bis zum Rheinbogen in Richtung Mülheim ein Wiesengelände. Die Riehler bezeichneten das Weideland in Richtung Mülheim kurz als „Mülheimer Haide“. Gemeint war wohl der Bereich zwischen der heutigen Boltensternstraße und dem Rhein. Der alte Name der Boltensternstraße lautete vor 1892 ebenfalls „Mülheimer Heide“.
Bereits 1795 nutzten die französischen Soldaten dieses Gelände für militärische Übungen. Nachdem das Rheinland 1815 zu Preußen gekommen war, erinnerte sich die Militärverwaltung an das Exerziergelände und ließ ab 1818 preußische Soldaten hier ihren Dienst tun. Weiterhin erbauten sie ab 1847 Schießstände. Da sich die Mülheimer aber über verirrte Kugeln beschwerten, ließ der damalige Gouverneur von Cranach einen Wald als Kugelfang anpflanzen, das heutige „Cranachwäldchen“.
Ein Teil der Mülheimer Heide wurde nach 1906 um 2 Meter angehoben, um es hochwassersicher zu machen. So konnte hier eine Kasernenstadt mit 80 Gebäuden für die Infanterie und für Pioniere in den Jahren von 1908 bis 1914 entstehen.
Da nach 1926, nach dem Abzug der englischen Soldaten, das Gelände nicht mehr für militärische Zwecke genutzt wurde, errichtete man in der Kaserne die Riehler Heimstätten und eine Unterkunft für die Polizei. Auf dem restlichen Gelände wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Schrebergärten und Notunterkünfte errichtet, bis dann in den 1960er Jahren die Brückenzufahrt und der Niehler Hafen ausgebaut wurden.
.
Brok_Militär_4
Infanterie-Regiment Nr. 65
Die beiden Riehler Kasernen
Das Militär hat Riehl nachhaltig geprägt. Der Exerzierplatz in der Mülheimer Heide (zwischen der Boltensternstraße und dem Rhein gelegen) wurde ab 1795 durch französische und ab 1818 durch deutsche Soldaten genutzt. Die dortigen Schießstände wurden von allen Soldaten der Innenstadtkasernen für Übungen genutzt. Ab 1896 konnte die Kaserne Amsterdamer Straße durch das Feldartillerie-Regiment Nr. 59 genutzt werden. Ab 1909 bezogen die Pioniere und auch die Infanterie die neue Kasernenstadt Boltensternstraße. Die Riehler Geschäftsleute stellen sich auf den Bedarf der Soldaten durch den Verkauf von Militäreffekten ein. Gerne wurden Zimmer an Offiziere vermietet und viele Gaststätten richteten sich auf die Soldaten ein.
Schauen wir uns als Beispiel das „Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 65“ an. 1859 wurde das Regiment zusammengestellt und erhielt am 4.7.1860 seinen endgültigen Namen. 1866 kämpften die Soldaten u.a. in der Schlacht bei Königgrätz. Im Krieg 1871 waren die Soldaten u.a. in der Schlacht von St. Quentin eingebunden.
Die einzelnen Bataillone des Regiments waren zunächst in verschiedenen Kasernen in Köln (Kaserne Mülheim, Machabäerkaserne, Weidenbachkaserne und verschiedenen Forts) untergebracht.
Eingang zur Infanterie-Kaserne Boltensternstraße
Von 1910 bis 1912 erfolgte dann der Bau der Kaserne Boltensternstraße für die Infanterie. Das gesamte Regiment mit seinen 12 Bataillonen konnte dann in Riehl in sechs Mannschaftsgebäuden mit den notwendigen Wirtschaftsbauten zusammen geführt werden. Die Mannschaftsgebäude waren die Großbauten um den ehemaligen Exerzierplatz (heute Grüne Mitte).
Exerzierplatz mit Mannschaftsgebäuden
Von diesen Häusern stehen heute noch vier Gebäude, die als heimverbundene Senioren-wohnungen genutzt werden.
Parallel zum Einzug feierte das Regiment im Juli 1910 sein 50-jähriges Bestehen.
Das Jubiläum des Regiments 1910
Eine 13. Kompanie kam um 1913 als Maschinengewehrabteilung zum Regimentsverband hinzu.
Nach Kriegsausbruch 1914 wurden die Soldaten in der Marneschlacht und bei vielen anderen Einsätzen in Frankreich eingesetzt.
Patriotismus zu Kriegsbeginn
Nach dem Kriegsende 1918 wurden die Soldaten nach Deutschland zurückgeführt. Die 65er marschierten am 28.11.1918 über die Hohenzollernbrücke und die Auflösung des Regiments erfolgt dann in Vechta.
Die nun leeren Kasernenbauten in Riehl wurden durch die englischen Besatzungssoldaten belegt. Heute befindet sich hier das Städtische Senioren- und Behindertenzentrum Köln Riehl.
Brok_Militär_5
Die Franzosenschanze
Ausschnitt aus einem Stadtplan um 1900
1798 wurde der Rhein zur östlichen Grenze von Frankreich erklärt. Da die Napoleonischen Soldaten Übergriffe von der rechtsrheinischen Seite befürchteten, zwangen die Soldaten unter General Sebastiani die rheinischen Bauern, eine Schanze zu errichten, damit die Soldaten im Falle eines Übergriffs hinter den Erdwällen Schutz suchen konnten. Diese Schanze lag etwas nördlich der heutigen Mülheimer Brücke, etwa dort, wo sich heute der Tennisklub KKHT befindet.
Nach dem Abzug der Franzosen 1814 nutzten die preußischen Soldaten des Feldartillerie-Regiments Nr. 59 die Erdwälle, weil sie – wie ein Zeitzeuge berichtete – „die Steilhänge herauf und herunter, durch Gräben, über Dämme und Hohlwege üben“ konnten.
Als dann 1909 die Kasernen an der Boltensternstraße gebaut wurden, benötigten die Pioniere ebenfalls ein passendes Übungsgelände. In dem Zusammenhang wurde die Schanze abgetragen und das Gelände eingeebnet.
Heute erinnert noch der Straßenname „An der Schanz“ an dieses Bauwerk. Der Weg führte damals unmittelbar an dem Erdwerk vorbei zum „Weißen Haus“ am Rheinufer.
Auch dieses geschichtsträchtige Gelände gehört heute nicht mehr zu Riehl. Es wurde 1975 Niehl zugeschlagen.
Brok_Militär_6
Die Aussichtsplattform am Rhein
Ansicht der alten Caponnière
Am Rheinufer zwischen der Zoobrücke und der Bastei sieht man in dem Damm zum Konrad-Adenauer-Ufer in Höhe der Elsa-Brändström-Straße einen unscheinbaren Ziegelbau mit Schießscharten und fragt sich, welche Bedeutung das Bauwerk hatte.
Auf dem Gelände des heutigen Skulpturenparks und dem dazugehörigen Verwaltungsgebäude befand sich seit 1847 das Fort XI zur Stadtbefestigung von Köln, das 1888 in Fort Prinz Heinrich von Preußen umbenannt wurde. Ein ähnliches Fort befindet sich noch in der Nähe an der Lentstraße. Durch die größere Schussweite der Kanonen und den Bau der neuen Befestigungsanlage im Bereich der Militärringstraße verlor der innere Befestigungsring an Bedeutung und die Aufbauten der Anlage wurden um1910 niedergelegt. Die unterirdischen Bauwerke sind wohl noch vorhanden. Sie wurden – wie alte Riehler berichteten – während des Kriegs als Lazarett genutzt. Die Räume sind aber heute nicht erschlossen.
Fort XI – Prinz Heinrich von Preußen (Sammlung Crifa)
Zu der Festungsanlage gehörte auch eine Caponnière am Rhein als Teil des Festungswerks in Höhe der heutigen Elsa-Brändström-Straße. Von hier hatten die Soldaten einen Blick auf den Rhein, falls sich von dort ein Feind näherte. Durch den Fortfall des Forts hatte auch dieses Bauwerk keine Bedeutung mehr.
Blick vom Rhein auf die ehemalige Caponnière (Foto Lang)
Am 12.4.1966 wurde der Aufbau der Caponnière entfernt und eine Aussichtsplattform angelegt, die durch ein Gitter geschützt ist. Bänke wurden dort zum Verweilen aufgestellt. Den Sockel des Festungswerks mit seinen Schießscharten kann man noch vom Uferweg her sehen.
Blick von der Aussichtsplattform auf den Rheim
Leider gehört dieser Bereich heute nicht mehr zu Riehl, sondern zur Neustadt-Nord.