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Kirchen

Pfarrkirche St. Engelbert um 1950

 

Nicht nur die verschieden Kirchengebäude, die teilweise auch über Riehl hinaus bekannt sind, haben für die jeweiligen Gemeindemit-glieder eine große Bedeutung, sondern auch die Aktivitäten innerhalb der Gemeinden wie Kirchenchöre, Patronatsfeste, Bibelkreise und Festveranstaltungen. Ein Höhepunkt auch für die Riehler ist die jährlich Mülheimer Gottestracht.

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St. Engelbert

Luftbild auf die Kirche

 

Ab 1897 feierten die katholischen Einwohner von Riehl ihren Gottesdienst in der Notkirche an der Ecke Pionierstraße und Stammheimer Straße. Schnell wurde dieser einfache Kirchenbau für die rasch anwachsende Gemeinde zu klein und es musste eine neue größere Kirche geschaffen werden.

Am 16.11.1930 erfolgten der erste Spatenstich auf dem Gelände am Riehler Gürtel / Ecke Garthestraße und am 3.5.1931 die Grundsteinlegung. Bereits am 6.6.1932 konnte die Kirchweihe vorgenommen werden.

Die eigenwillige Architektur des Architekten Dominikus Böhm irritierte nicht nur die Gemeindemitglieder, sondern auch die Geistlichkeit. Auf hohem Podest erheben sich die parabelförmigen, mit Backsteinen verblendeten Außenwände. Das Metalldach ist zwischen den einzelnen Wandstücken tief eingekerbt und heruntergezogen. Der Chor springt aus dem achtteiligen Kreisgrundriss hervor. Die Riehler Bürger bildeten schnell den Begriff „Zitronenpresse“. Der Glockenturm ist ein freistehender Campanile.

Im Inneren wirkt die Kirche dunkel und wurde nur durch kreisrunde Fenster erhellt. Der Innenraum ist auf den Chor ausgerichtet. Die aus dem Grundriss heraus geschobene Apsis wird durch die parabelförmige Aussparung betont.

 
Blick auf den alten Altar

 

1967 fand eine Umgestaltung im Inneren statt. Der Altar wurde weiter in den Gemeinderaum gerückt.

Durch das hohe Podest, auf dem die Kirche steht, konnten unter der Kirche Räume für das

Gemeindeleben geschaffen werden, die aber nie ganz ausgebaut wurden.

Am 21.4.1944 wurde die Kirche von einer Luftmine schwer getroffen. Die hintere Chorwand wurde herausgerissen. Die Kirche stürzte aber nicht ein. Der Wiederaufbau konnte im Jahr 1946 abgeschlossen werden.

 
Blick auf die zerstörte Kirche.

 

Silvester 1946 hielt in dieser Kirche der Kölner Erzbischof Kardinal Josef Frings seine berühmte Messe, in der er den Kölnern im Voraus eine Absolution erteilte, wenn diese sich lebensnotwendige Lebensmittel und Kohlen illegal zum Überleben beschafften, die sie durch Arbeit oder Bitten nicht erlangen konnten. Hier bürgerte sich der Begriff „fringsen“ ein.

 
Gedenktafel zur Predigt von Kardinal Frings.
 

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St. Anna Kirche

Außenansicht der St. Anna Kirche

Seit Gründung der Riehler Heimstätten 1927 war die seelsorgerische Betreuung der Bewohner ein wichtiges Anliegen.

Bereits 1929 wurde in dem ehemaligen Offizierskasino des Inf. Regiments 65 (das Gebäude lag zwischen dem heutigen W 8 und der Slabystraße /heute Neubau Haus 8) eine katholische Kapelle mit 240 Plätzen eingerichtet. In diesem Hause lebten auch die Schwestern der Gemeinschaft der Vinzentinerinnen, die die Pflege der Bewohner durchführten.

Innenansicht der alten Kapelle (Verlag Haak, Köln)

 

Im gleichen Jahr wurde im Haus J (später W 6, heute die Freifläche zwischen den Häusern „H“ und „K“) ein Betsaal mit 120 Plätzen der evangelischen Gemeinde zur Verfügung gestellt. Es handelte sich um eine ehemalige Kantine der Infanterie.

Haus J / W 6 (ehemalige Kantine) (Verlag Worringen, Köln)

 

Das Gebäude der katholischen Kirche wurde im Krieg weitgehend zerstört und die Ordensschwestern fanden nebenan im ehemaligen Direktorhaus (nunmehr abgebrochen) eine Unterkunft, bis das ehemalige Haus P 3 (heute Haus 10 / Service 1) durch einen Neubau in den Jahren 1954/55 als Schwesternhaus hergerichtet wurde.

Bis zu einem Neubau der katholischen Kirche – zwischen dem oben erwähnten neuen Schwesternhaus und dem heutigen Haus 5 – im Jahre 1959 fanden die Messen im alten Klubhaus (Seniorentreff / heute Riehler Treff) statt. Der dazugehörige hölzerne Glockenturm stand gegenüber auf der großen Wiese (heute Grüne Mitte) etwa da, wo sich heute der Festsaal befindet.

 
Der alte Glockenturm

 

Feierlich wurde der Grundstein der neuen St. Anna Kirche, die von dem Architekten Hans Hansen entworfen worden war, am 27.7.1958 gelegt und die Kirche konnte bereits am 27.5.1959 geweiht werden. Das Altarbild wurde von dem Kölner Künstler Will Thonett geschaffen.

 
Altarbild in der neuen Kirche

 

Im Juli 1960 wurde laut einem Eintrag in der Chronik der Vinzentinerinnen das Geläut mit drei Glocken in der St. Anna Kirche geweiht. Die älteste Glocke ist die obere. Sie stammt aus dem Jahr 1730 und wurde von Johann Dinckelmeyer gegossen. Die beiden anderen Glocken wurden 1960 von Hans Hüesker in Gescher gegossen und erhielten die Namen „Anna“ und „Maria“.

Die alte Glocke von 1730 (Foto Hundhausen)

 

Am 8.9.1961 erfolgte dann die Weihe der „Peter Orgel“, die an diesem Tag durch den Domorganisten Prof. Josef Zimmermann bespielt wurde.

Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das Haus „I“ (später W 6) abgebrochen und die evangelischen Bewohner konnten zunächst provisorisch die St. Anna-Kirche zusammen mit der katholischen Gemeinde ökumenisch nutzen. Ab Mitte der 90er Jahre galt die Regelung dauerhaft, nachdem sie vorübergehend im ehemaligen Schwesternhaus beheimatet war.

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Stephanuskirche

Außenansicht der Stephanuskirche

 

In den 1950er Jahren wurde die evangelische Kreuzkapelle zu klein für die anwachsende Gemeinde. Es wurde ein Bauplatz für eine neue Kirche und ein Gemeindezentrum in Riehl gesucht und man wurde in der Brehmstraße fündig.

Die Eheleute Winter-Bracher erhielten als Architekten den Bauauftrag. Hierbei hob sich die Kirche mit ihren Dreiecksformen deutlich von den konventionellen Nachbarbauten ab. Auch zeichnete sich der Rohbau durch seine Stahlbaukonstruktion aus.

Der Rohbau als Stahlbaukonstruktion

 

Am 12.12.1965 konnte die Kirche eingeweiht und gleichzeitig das Paul-Schneider-Haus als Jugendtreff eröffnet werden.

Das Fenster mit seiner interessanten Farbkombination, die bei Sonnenschein sehr intensiv wirkt, schuf kurze Zeit später Lothar Quinte.

Kirchenfenster (Foto Jung)

 

Nach über 50 Jahren zeigten sich 2019 erste Schäden und eine Renovierung und energetische Anpassung der Kirche mussten in Angriff genommen werden. Auch musste ein neues Gemeindezentrum geschaffen werden. Davor wurde ein Vorplatz mit Sitzelementen geplant.

Diese Planung und Durchführung führte dazu, dass den Architekten Zeller Kölmel der Kölner Architekturpreis 2021 am 26.3. verliehen wurde.

 
Entwurf Zeller Kölmel, Foto Nikola Tacevski

 

Zu Pfingsten 2021 wurde die Stephanuskirche nach dem Umbau mit einem feierlichen Gottesdienst der Gemeinde zur Verfügung gestellt.

Das gesamte Emsemble mit Kirche, Gemeindehaus und Kirchplatz an der Brehmstraße ist ein Bereicherung für die Riehler Ortsgestaltung.

 

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Kreuzkapelle

Außenansicht um 1925  (Handbuch Köln)

 

Unauffällig fügt sich der ehemalige evangelische Gemeindesaal – die spätere Kreuzkapelle – in die Häuserfront der Stammheimer Straße ein.

Am 3.12.1911 wurde das Gemeindezentrum, Stammheimer Str. 22, eingeweiht und diente als Kirche für die damals noch kleine evangelische Gemeinde. In die Kapsel der Urkunde wurde neben einer Geschichte der Gemeinde auch eine zeitgenössische Münze eingelegt.

Schauseite der beigelegten Münze

 

1912 erhielt das Haus einen Glockenturm. Ab 1920 bildete die Gemeinde in Riehl einen eigenen Pfarrbezirk in der Großgemeinde Nippes. 1933 wurde der Betsaal durch den Architekten Ernst Scheidt erweitert und erhielt den Namen „Kreuzkapelle“. Im Krieg erlitt der Kirchenbau am 17.6.1943 und am 21.4.1944 starke Schäden, so dass die Gemeinde in das Lehrlingsheim an der Boltensternstraße ausweichen musste.

Innenansicht der Kirche um 1960

 

Nach dem Krieg reichte der Raum durch das Anwachsen der Gemeinde nicht mehr aus, so dass von 1963 – 1965 ein Kirchenneubau an der Brehmstraße – die Stephanuskirche – errichtet wurde.

Am 10.1.1983 wurde die Kreuzkapelle unter Denkmalschutz (Nr. 1259) gestellt, obwohl bereits am Bau wesentliche Veränderungen vorgenommen waren: Der Eingang war umgebaut und die Grundstückseinfriedung entfernt worden.

Bereits 2001 wurde das Untergeschoss des Hauses der liberalen jüdischen Gemeinde zur Verfügung gestellt, die hier ihre Gottesdienste abhielt. Der Hauseigentümer, die Antoniter Siedlungsgesellschaft, hat bereits die drei oberen Wohnungen saniert. Die bauliche Ausgestaltung des Erd- und Untergeschosses ist noch nicht abgeschlossen.

2016 erfolgten die Entwidmung der Kreuzkapelle und Umnutzung in eine Synagoge. In diesem Zusammenhang wurde das 3 m hohe Basaltkreuz vor der Kirche entfernt, ebenso die Glocke. Sie wurden durch die evangelische Gemeinde in Verwahrung genommen.

 

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Notkirche St. Engelbert

Pfarrhaus mit Notkirche

 

Ende des 19. Jh. verzeichnete Riehl ein schnelles Anwachsen der Bevölkerung. Die nächste katholische Kirche lag in Nippes, so dass zu Gottesdienstbesuchen ein weiter Weg zurückgelegt werden musste.

Am 5.3.1896 schenkte der Pechfabrikant an der Riehler Straße, Wilhelm Hilgers (*28.1.1831 +19.1.1901), ein Grundstück zum Bau einer Kirche an der Stammheimer Straße. Die Finanzierung des Baus erfolgte durch Messstiftungen und die Stiftung Münch. Es entstand eine kleine kapellenartige Kirche mit Pfarrhaus und einem baumbestandenen Vorplatz mit Kreuz. Am 7.11.1897 wurde die Kirche geweiht und erhielt den Namen „Filialkirche zum hl. Engelbert“. 1903 erfolgte dann die Erhebung zur eigenständigen Pfarre.

Die Notkirche wurde bald wegen der wachsenden Bevölkerung zu klein und es wurde ein neues Grundstück an der Ecke Garthe-Straße / Riehler Gürtel zum Bau einer neuen Kirche gefunden, die 1932 eingeweiht werden konnte. Nun gab es keine Verwendung mehr für die alte Kirche. Sie wurde entweiht und als Schreinerei durch Herrn Nikolaus Hansen bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg (1944) genutzt.

Die Engelbertstatue von dem Düsseldorfer Bildhauer Karl-Heinz Klein an dem Haus Stammheimer Str. 98 (Riehler Plätzchen) erinnert an die alte Kirche.

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Gemeindesaal Hermann-Josef

Gemeindesaal Hermann-Josef (Foto: Niggemann 1977)

 

Da der Weg für die katholischen Einwohner der neu geschaffenen Tiergartensiedlung mit 930 Wohnungen bis zur St. Engelbert Kirche sehr weit war, zog man zunächst den Bau einer zweiten katholischen Kirche in Riehl in Betracht.

Tatsächlich entstand dann aber nur ein Gemeindesaal und Kindergarten, in den Jahren ab 1967 geplant und von 1972 bis 1974 von dem Architekten Gottfried Böhm errichtet. Durch seine eigenwillige Fassade aus Beton mit seinen Farbabsetzungen bildete dieses Gebäude einen interessanten Kontrast zu den rein funktionalen Wohnbauten der Tiergartensiedlung.

Auf dem Karnevalsorden der Engelbertgemeinde von 1975 wurde der Bau dagegen als „Aapeinsel“ verballhornt.

Karnevalsorden 1975

 

Am 1.10.1974 erfolgte die Eröffnung des Kindergartens, Leidener Str. 3, der am 15.12.1974 feierlich eingeweiht und ab 1975 auch als Kindergarten genutzt wurde.

In den Jahren 2000 bis 2001 traten erheblich Bauschäden auf. Da die Kosten der Sanierung nicht gesichert waren, musste der Kindergarten geschlossen und das Gebäude 2007 abgebrochen werden.

Der Saal wurde 2007 abgebrochen (Foto: Müller 2007)

 

Damit ging dieser bedeutende architektonische Blickpunkt der Tiergartensiedlung verloren, obwohl es Pläne gab, den Baukörper mit einem Neubau zu verbinden. Auf dem Gelände steht nun die Seniorenwohnanlage „Paulinum“.

 

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Cäcilia – Kirchenchor von St. Engelbert

Fahne des Kirchenchors

 

Am 7.11.1897 wurde die alte St. Engelbert-Kirche am „Riehler Plätzchen“ geweiht. Zu der Zeit bestand noch kein Kirchenchor der Gemeinde und zur festlichen Ausgestaltung der Kirchweihe wurde der kurz zuvor gegründete Riehler-Männergesangverein um einen Beitrag gebeten. Der Männerchor feierte am 5.12.1897 sein Stiftungsfest in dem Gasthof „Riehler Haus“. Aus ihm ging dann 1901 der Kirchenchor „Cäcilia“ der Gemeinde St. Engelbert hervor.

Die Fahnenweihe für den Kirchenchor „Cäcilia“ war 1926. 1927 trat eine bedeutende Veränderung ein: Erstmalig durften auch Damen bei Aufführungen mitwirken. Aber erst 1962 erhielten sie die gleichen Rechte bei der Gestaltung des Vereinslebens.

Beim Neubau der Kirche 1930 – 1932 erhielt der Kirchenchor eigene Räume zum Proben.

1951 feierte der Chor sein 50-jähriges Bestehen.

1962 verstarb Herr Heinrich Ohrem, der 38 Jahre lang den Chor geleitet hatte, Herr Hansjakob Grewelding übernahm dann die Leitung der Singgemeinschaft.

Zum 90-jährigen Gründungsfest wurde 1991 die Krönungsmesse von Mozart aufgeführt.

Zu seinem 100.Geburtstag führte der Cäcilien-Chor am 25.3.2001 die Johannes-Passion von Georg Friedrich Händel auf.

Heute wird der Chor, der auch gelegentlich unter dem Namen „Kirchenchor an der Flora“ auftritt, durch den Kantor Wolfgang Siegenbrink geleitet.