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Freizeit

Aktivitäten in der Freizeit gibt es schon seit vielen Jahrzehnten in Riehl. Die Goldene Ecke mit Zoo, Flora, Radrennbahn und Vergnügungspark waren für alle Kölner ein Begriff. Bis in die heutige Zeit sind sportliche Aktivitäten wie Fußball, Tennis und Dart möglich. Leider sind das Schwimmbad und das Tivoli geschlossen, aber die Grünanlagen wie die Riehler Aue und die Flora laden zum Spaziergang ein. Diverse Vereine fördern die Geselligkeit.

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AVP / Luna-Park

 

An der Riehler Straße 161 – 163 stand um 1900 die Gaststätte Hohenzollerngarten mit Tanzsaal, Gartenpavillon, Frühstücksstube und einem großen Gartengelände.

Gaststätte Hohenzollerngarten, Gartenhaus

 

Im Jahr 1908 errichtete der Pächter auf seinem Gelände die große Rodelbahn „Alpensport“, die trotz der hohen Preise wohl einen großen Anklang bei den Gästen fand.

 
Rodelbahn im Hohenzollerngarten um 1908

 

Diese Rodelbahn war die Keimzelle des „Amerikanischen Vergnügungsparks“, der ab 1909 auf dem Gelände entlang der Riehler Straße von der Frohngasse bis zur Neußer Glacis errichtet und am 15.5.1909 offiziell eröffnet wurde. Der Name entsprach dem Zeitgeist nach Innovation und Moderne. Das Gelände umfasst 40.000 qm.

Zum 1.8.1914 nahm der Park zunächst ein jähes Ende. Durch den Kriegsausbruch wurden alle Vergnügungsveranstaltungen eingestellt und der Park z.T. als Kaserne genutzt.

Später nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Vergnügungspark „Luna Park“ genannt, wohl nachdem das elektrische Licht auch hier Einzug gehalten hatte und die Gebäude illuminiert werden konnten. Näherliegend aber begründete sich der Namen nach einem allgemeinen Trend, nach dem auch die Vergnügungsparks in Berlin, Hamburg, Leipzig, Dortmund und vielen ausländischen Parks so benannt wurden. Das war halt modern. Alle Parks dienten der kurzweiligen Erholung und Unterhaltung in der knapp bemessen Freizeit und wurden von vielen Besuchern angenommen. Z. B. wurden 1921 2 Mio. Besucher gezählt.

 
Lageplan um 1920

 

Da die gesamte Anlage noch im militärischen Rayonbezirk lag, mussten alle Gebäude in Holz errichtet werden, damit diese im Verteidigungsfall schnell niedergelegt werden konnten. Dies führte natürlich zu häufigen Bränden, wie z.B. das Holländische Likörhaus, das 1913 abbrannte.

 
Feuerwehreinsatz beim Brand des Likörhauses 1913

 

Es gab vielfältige gastronomische Angebote auf diesem Gelände wie zum Beispiel das Hauptrestaurant Barthel, die Münchner Bierhalle, die Enzian-Hütte, die altkölnische Bierhalle, das Café am See, das Brauhaus Dünnwald, um nur einige zu nennen.

 
Innenansicht der Münchener Bierhalle

 

Die riesige Holzkonstruktion der Gebirgs-/Achterbahn mit ihren künstlichen Felsen war auch ein optischer Höhepunkt des Geländes.

Achterbahn um 1909

 

Nicht minder besucht war dann auch die Wasserrutschbahn, auf der sich die Boote in einen großen künstlichen See bewegten. Hier fand 1912 ein Sechs-Stunden-Schwimmen des Kölner Schwimm-Klubs von 1906 statt.

Wasserrutschbahn um 1911
 

Besonders intensiv wurde wohl das Freudenrad angenommen. Da es vielen Besuchern bei der sich schnell drehenden Plattform schlecht wurde, nannte der Kölner die Attraktion „Kotzkümpchen“.

Freudenrad

 

Unter dem Lachhaus verstand man ein Spiegelkabinett, in dem die ulkigsten Verzerrungen des Betrachters zu sehen waren.

Lachhaus (Spiegelkabinett) um 1920

 

Natürlich durfte auch eine so beliebte Attraktion wie eine Wurfbude nicht fehlen, auch wenn diese nicht ganz billig war. Der Park gab nach dem Ersten Weltkrieg eigenes Notgeld aus. Als Zugeständnis an die britischen Besatzungskräfte wurden die Preise in Englisch angekündigt.

Wurfbude nach 1920

 

Neben dem Lachhaus stand ein Musikpavillon, von dem aus das Orchester das Festgelände beschallen konnten.

Musikpavillon um 1920

 

Diese Musik lud natürlich auch zum Tanzen ein und moderne Tänze wurden im Tanz-Palast aufgespielt. Nur Schiebetänze (Tango) waren laut Aushang verboten.

Tanz-Palast um 1920

 

Auf die im Park angebotenen Völker- und Menschenschauen gehe ich in einem anderen Beitrag ein.

Nach dem Rundgang forderte ein freundliches Schild am Ausgang zum Wiedersehen auf.

Auf Wiedersehen

 

Nachdem der Park in der Zeit der englischen Besatzung (1920 – 1926) eine neue Blüte erlebte, ließ Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts das allgemeine Interesse durch fehlende Kaufkraft in der Bevölkerung nach. Die Gebäude waren wegen der Holzkonstruktion gefährdet und der Rat der Stadt Köln plante dann auf diesem Gelände die Fortführung der Grünanlage bis zum Rhein.

1928 wurde der Park endgültig geschlossen.

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Castan’s Panoptikum

Werbung

 

1885 wird erstmalig im Kölner Adressbuch „Castans Panoptikum“ als Kunstausstellung in Riehl unter der Hausnummer „Riehl 130“ erwähnt. Nach der Eingemeindung von Riehl nach Köln 1888 erhielt das Haus die Nummer 10 in der Frohngasse. In der heute unbewohnten Straße zwischen der Riehler Straße und dem Konrad-Adenauer-Ufer befanden sich um 1900 neben Castans Panoptikum die Süddeutsche Bierhalle, der Kurfürstengarten, Gerstenbroich’s Fischerhaus und direkt daneben Wattler’s Fischerhaus (heute Restaurant Richters) an der Rheinuferstraße.

Lageplan des Panoptikums in der Frohngasse

 

Unter der „Kunstausstellung Panoptikum“ würden wir heute ein Wachsfigurenkabinett verstehen. Berühmte Persönlichkeiten waren dort naturgetreu in Wachs modelliert zu sehen wie der Generalfeldmarschall „Tünn van Düx“ in Galauniform auf einem Ross sitzend.

In der Schreckens- oder auch Folterkammer wurden berüchtigte Mörder und Verbrecher in Wachs modelliert und in Originalkostümen gezeigt. Nach 1888 wurde auch der in London berüchtigte Mörder „Jack the Ripper“ gezeigt. Zudem konnte man hier die Folterwerkzeuge der Scharfrichter ansehen.

Auch Menschen mit körperlichen Sonderheiten wurden gezeigt, wie zum Beispiel der 2,50 Meter großer Mann, der mit seiner Hand ein Nachttischplatte verdecken konnte und sich bei Durchschreiten der Türen bücken musste. Wenn dieser große Mensch im Lachkabinett (wir sagen heute Spiegelkabinett) vor den Spiegeln stand, die seinen Körper verzerrt darstellten, war das einen besonderen Applaus des Publikums wert.

Damenwettschwimmen

 

Ob das Damenwettschwimmen noch in Riehl stattfand oder schon in der Hohestraße, ist nicht bekannt, denn 1896 wurde das Castans Panopktikum in die Hohestr. 11-13 verlegt und eine Zeit lang firmierte Riehl auch weiter unter dem Namen Castan.

Anschließend wechselten die Besitzer, wie zum Beispiel Breuer, Munkenmüller oder Vandenzande, die alle das Haus als „Panoptikum“ betrieben. Der Saal des Hauses wurde aber auch für andere Veranstaltungen genutzt, wie z.B. die Sitzung des Karnevalsvereins am 14.1.1914.

In den 1930er Jahren kam dann das Ende dieses einstmaligen Publikumsmagneten in Riehl, da er mit dem Film nicht konkurrieren konnte. Die Gebrüder Castan hatten bereits 1922 Konkurs angemeldet.

 

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Cranachwäldchen

Cranachwäldchen 1978, Foto Susann Hünerfeld

 

Heute gehört das beliebte Erholungsgebiet am Rhein, das „Cranachwäldchen“ nicht mehr zu Riehl.Das war vor 50 Jahren noch anders, bis die Ortsgrenze 1975 neu gezogen und das Gebiet Niehl zugeschlagen wurde.

Was hat es nun mit dem „Cranachwäldchen“ auf sich?

Die „Mülheimer Heide“, das Gelände zwischen der Boltensternstraße und dem Rheinufer, war bis 1906 Exerzierplatz für das Preußische Militär. Hier sollten die Soldaten schießen lernen. So errichtete man an der Botensternstraße in Höhe der Barbarastraße Schießstände (siehe Plan 1).

Lageplan der Schießstände (1)
Lageplan des Crahachwäldchens (2)

 

In diese Schießstände kamen aus vielen Kölner Kaserne die jungen Rekruten zum Üben und da war es nicht verwunderlich, dass sich auch schon mal eine Kugel verirrte. Die Bauern auf der Heide und die Bewohner von Mülheim beklagten sich heftig.

Schießstände an der Boltensternstraße

 

Wegen der vielen Beschwerden ließ 1878 der Gouverneur Ludwig Otto Lucas von Cranach (1818-1894) hinter den Schießständen in der Mülheimer Heide bis zum Rhein hin einen Wald aus Schwarzpappeln als natürlichen Kugelgang anpflanzen. Er erhielt den Namen Cranachwäldchen, wie auch auf dem Plan von 1895 (siehe Plan: 2) zu lesen ist.

Nach dem Abzug des Militärs 1926 entwickelte sich hier eine beliebte Erholungszone für die Kölner. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Wald recht ungepflegt. Das Tivoli-Gelände, das 1971 im Zusammenhang mit der Bundesgartenschau errichtet wurde, reichte bis an das Cranachwäldchen.

In den 1980er Jahren kümmerte sich der damalige Regierungspräsident von Köln, Franz-Josef Antwerpes, um den Erhalt des Waldstück, das man als Auwald bezeichnen kann, weil es bei jedem Hochwasser überflutet wurde. Er ließ das für die Natur so wichtige Gelände wieder aufforsten und schuf somit wieder einen Anziehungspunkt am Rhein für Jogger, FKK’ler und Hundeliebhaber.

 

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Der ‚Cölner Sportplatz‘

Eisbahn auf dem Cölner Sportplatz

 

Am 16.5.1889 wurde der „Cölner Sportplatz“ in Riehl an der Riehler Str. 201 eingeweiht. Er erstreckte sich bis zu Stammheimer Straße im Riehler Zentrum. Auf diesem Gelände befinden sich heute das Regenwaldhaus und der Elefantenpark im Kölner Zoo.

Neben einer Ballspielfläche, die im Winter als Eisbahn genutzt wurde, befanden sich auf dem Platz auch Schützenstände, Kegelbahnen, eine Musikbühne und die legendäre Radrennbahn über 400 m, auf der viele regionale Wettkämpfe, aber auch Weltmeisterschaften ausgetragen wurden.

Durch den Ausbau des Müngersdorfer Stadions Ende der 1920er Jahre mit einer neuen Radrennbahn geriet die Riehler Sportstätte in Vergessenheit.

Im Krieg wurde die Bahn teilweise beschädigt und später versuchte man ein Comeback mit Motorrad- und Autorennen. Auch spielte der damals beliebte Fußballclub „Preußen Dellbrück“ auf diesem Platz.

Die Wiederbelebung der traditionellen Kölner Sportstätte wollte aber nicht so recht gelingen. Mitte der 1950er Jahre wurde die Radrennbahn abgebrochen und das Gelände dem Zoo als Erweiterung zugeschlagen.

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Der Tivoli-Park

Das Logo des Tivoli-Parks

 

Bei der Planung der Bundesgartenschau gründete sich 1969 auch die „Kölner Tivoli Erholungs- und Vergnügungspark GmbH“ mit dem Ziel, in dem linksrheinischen Auengebiet einen Park zu errichten, der die Bundesgartenschau ergänzen und zum größten Vergnügungspark von Deutschland werden sollte. Der Veranstalter wollte an die lange Tradition des Amerikanischen Vergnügungsparks / Luna Parks an der Goldenen Ecke in Riehl anknüpfen.

Am 29.4.1971 eröffnete dann tatsächlich “Deutschlands größter Erholungs- und Vergnügungspark“, der sich etwa von der Mülheimer Brücke rheinab bis zum Cranach-Wäldchen erstreckte. Für die Infrastruktur gab es feste Wege, Strom- und Wasseranschlüsse.

 
Die Geisterbahn Utopia 2000

 

Buden, heimische und fremdländische Gastronomie, Flohmärkte, Karussells und ein Riesenrad belebten den Platz und viele Erwartungen knüpften sich an diese Attraktionen. Allein der Trödelmarkt lockte am 21.10.1972 etwa 20 000 Besucher an.

Der Park geriet aber schon bald nach der Eröffnung wegen seiner dezentralen Lage und der hohen Eintrittspreise in die Kritik. Bereits im Mai 1971 wurde wegen Konflikten mit der Stadt Köln die Schließung erwogen. 1975 verlängerte die Stadt Köln den alten Pachtvertrag nicht mehr.

Auch der neue Pächter änderte nichts mehr an dem ungünstigen Verlauf und meldete zum 1.8.1975 Konkurs an. Der Abbruch der Bauten folgte im März 1976. So endete der Versuch, Riehl wieder zu einer attraktiven Vergnügungsmeile zu machen.

Durch die neuen Stadtteilgrenzen im Rahmen der kommunalen Neugliederung der Stadtteile 1975 gehört das ehemalige Tivoli-Gelände nunmehr zu Niehl.

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Die Goldene Ecke

Ansichten von der Goldenen Ecke

 

Mitte des 19. Jahrhunderts platzte Köln wegen der Industrialisierung und der Landflucht aus allen Nähten. Die Stadtmauer lag wie ein Ring um die Altstadt. Gleichzeitig wurde aber der Wunsch der Bürger nach Erholung und auch Bildung immer stärker. In dieser Zeit wurde auch der Hauptbahnhof errichtet und für den damaligen Botanischen Garten war neben dem Dom nun kein Platz mehr. Was lag also näher, als sich einen Ort für die Wünsche der Bürger in der näheren Umgebung zu suchen.

Nördlich der Stadt lag das kleine Riehl, das von riesigen Weide- und Ackerflächen umgeben war. Hier wurden um 1860 ein Zoologischer Garten und 1864 die Flora angelegt. Diese beiden Attraktionen fanden einen großen Anklang und am Wochenende zogen die Kölner zu tausenden hierher. Logisch, dass auch gleichzeitig gastronomische Betriebe eröffneten, die hier einen Umsatz erwarteten. Das Riehler Haus, Wattlers Fischerhaus, Haumanns Etablissement und das Bellevue sind nur einige Beispiele der sehr beliebten Wirtschaften, die sich alle zwischen Rhein und Flora drängten.

Auf dem Gelände des Hohenzollerngartens (gegenüber dem heutigen Skulpturenpark) an der Riehler Straße entstand 1909 der Amerikanische Vergnügungspark, der nach dem Ersten Weltkrieg in Luna-Park umbenannt wurde und der bis Ende der 1920er Jahre viele Besucher anzog.

Als besondere Attraktion dieser Gegend sollte man den „Cölner Sportplatz“ mit der Radrennbahn an der Riehler Straße nicht vergessen. Auf der Radrennbahn wurden ebenfalls bis Ende der 1920er Jahre internationale Rennen ausgetragen, bis das neu erbaute Müngersdorfer Stadion diese Aufgabe übernahm.

Diese Gegend, die am Wochenende von bis zu 60 000 Gästen besucht wurde, hatte auch wirtschaftlich eine große Bedeutung. Aus diesem Grund nannte man dieses Erholungs- und Freizeitgebiet die „Goldene Ecke“.

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Die Riehler Aue

 

Rheinufer in Riehl um 1840

 

Unter „Aue“ versteht man ein „flaches, feuchtes, am Wasser gelegenes Gelände, oft mit Büschen und einzelnen Bäumen bestandene Wiesen“. Und so sah es in weiten Teilen von Riehl aus, bevor der Wohnbereich von Riehl im Verlauf des Niederländer Ufers bis zum Molenkopf eingedeicht wurde. Heute ist also nur noch das Vorflutgebiet vom Damm bis zum Rheinufer eine Auenlandschaft.

 
Milchwirtschaft Dopplé in Köln Appenzell (Verlag Haak, Köln Riehl)

 

In früherer Zeit war das ein beliebtes Gelände für die Kölner für einen Sonntagsspaziergang mit der Familie. Peusquens beschreibt das sehr eindrücklich als einen Fußweg von der Frohngasse durch die Uferweide, vorbei an der Milchwirtschaft Dopplé, weiter bis zum Sägewerk Auer und dann weiter zum Brückenkreuz und zur Gaststätte „Mülheimer Häuschen“ an der alten Schiffbrücke. Hier konnte man sich mit einem Bier auf der Terrasse für den Rückweg stärken.

 
Gaststätte Mülheimer Häuschen (Verlag Artistic)

 

Heute versteht man unter dem Begriff „Riehler Aue“ das Gelände vom Colonia-Haus bis zur Mülheimer Brücke zwischen der Straße An der Schanz und dem Damm im Verlauf des Niederländer Ufers. Hier befand sich von 1931 bis Mitte der 1980er Jahre das Riehler Freibad (heute ZAK). Auf dem Luftbild sieht man noch deutlich, dass dieses Gelände tiefer als der Damm liegt. Das restliche Gelände von hier bis zur Mülheimer Brücke lag ebenfalls tiefer, wurde aber nach dem Zweiten Weltkrieg mit Trümmern verfüllt.

 
 
Luftbild vom Schwimmbad um 1935 (Verlag Klinke, Berlin)

 

Durch die neue Höhenlage konnte das Gelände 1971 für einen Teil der Bundesgartenschau genutzt werden. Schwerpunkt auf der linken Rheinseite waren die Festhalle und die Gartenanlagen. Das weitläufige Gelände konnte man mit der Bimmelbahn „erfahren“.

 
 
Bundesgartenschaugelände in Riehl 1971 (Verlag Michel)

 

In den 1980er Jahren wurde ein Teil dieser so wichtigen grünen Lunge durch den Bau der Jugendherberge aufgegeben, die am 10.12.1983 eröffnet wurde.

Jugendherberge (Foto Krull)

 

Bleibt der Wunsch, dass diese grüne Oase für Spaziergänge, Sport und Erholung erhalten bleibt.

Rheinwiesen (Foto Happe)

 

Zum Schluss ein idyllischer Blick von den Rheinwiesen in Richtung Innenstadt.

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Die Riehler Radrennbahn

 

Lageplan der Riehler Radrennbahn

 

Ende des 19. Jahrhunderts platzte Köln durch die Industrialisierung und die Landflucht aus allen Nähten. Der Wunsch nach Erholung und sportlicher Betätigung der Bevölkerung war sehr ausgeprägt. Gleichzeitig entwickelte sich das Radfahren zum Volkssport. Innerhalb der Kölner Stadtmauern war für solche Aktivitäten aber kein Platz. Vor den Toren der Stadt im Norden bildete sich durch den Zoo, die Flora und mehrere Gaststätten die „Goldene Ecke“ von Köln. In der Nähe bot sich ein Gelände auf der ehemaligen Pechfabrik Hilgers an der Riehler Straße für eine Sport- und Erholungsstätte an.

Am 19.5.1889 wurde die durch die Gummiwerke Clouth in Nippes gesponserte Radrennbahn – als Teil einer Sportanlage an der Riehler Str. 201 – eröffnet. Die Radrennbahn erstreckte sich nordöstlich des damaligen Zoogeländes zwischen der Riehler Straße bis zur Pionierstraße, wo sich heute das Regenwaldhaus, ein Spielplatz und der Elefantenpark befinden.

 
Radrennbahn und die Zuschauertribüne

 

Die Rennstrecke war 400 Meter lang und 5 m breit. Die Kurven hatten einen Radius von 34 bzw. 27 m und waren um 80 cm überhöht. 1895 erhielt die ehemalige Sandbahn einen Asphaltbelag . Nun trugen Hochradfahrer, Flieger und Steher hier Rennen aus. Wegen der hohen Geschwindigkeiten bei den Steherrennen erfolgte 1907 eine Überhöhung der Steilkurven auf 1,80 m, da diese Gefährte Geschwindigkeiten von 100 km/h erreichen konnten.

 
Flieger auf der Rennstrecke

 

Auf dieser Bahn ließen sich nicht nur regionale Radrennen, sondern auch Europa- und Weltmeisterschaften durchführen. Die Bahn war in Bezug auf Radrennen in Sportlerkreisen weltberühmt und wegen ihrer großen Neigung auch für Steherrennen geeignet. Was heute die „Formel eins“ ist, waren früher Steherrennen.

 
 
Willy Schmitter mit seinem Schrittmachet Peguy

 

Leider gab es bei den Radrennen immer wieder Unfälle, die teilweise tödlich endeten.

Am 7.9.1913 erlitten Richard Scheuermann (1876-1913) und sein Schrittmacher Gus Lawson (1882-1913) einen Unfall auf der Riehler Bahn, an dessen Folgen beide verstarben.

 
Richard Scheuermann verunglückte auf der Riehler Bahn

 

Es fanden aber nicht nur Radrennen statt. Zum Beispiel erfolgten auch Wettkämpfe aus anderen Disziplinen ,wie z.B. Boxen. Am 16. September 1890 gastierte Buffalo Bill (Frederick Cody) hier und am 25.06.1892 erfolgte eine Ägyptische Ausstellung mit einer Beduinen-Karawane.

Im Krieg wurde die Bahn nicht wesentlich beschädigt und in der Nachkriegszeit wurden neue Aufgaben gesucht. So z.B. fanden Auto- und Motorradrennen dort statt. 1951 wurde die Rennbahn für Radrennen endgültig gesperrt. Auf dem Gelände spielte zeitweilig der Fußballverein Preußen-Dellbrück.

1956 erfolgte der Abbruch der Rennbahn, da das Gelände für die Zooerweiterung benötigt wurde. Zunächst wurde hier ein großer Weiher angelegt. Heute befinden sich auf diesem Gelände das Regenwaldhaus, der Elefantenpark und der Spielplatz an dem Eingang Pionierstraße.

Abbruch der Riehler Bahn um 1956 (Foto Wirtz)

 

Nun erinnert nichts mehr an die Radrennbahn und die einst glorreichen Wettkämpfe auf der bei Sportlern beliebten Bahn und Sportstätte.Heute ist die ehemalige Radrennbahn ein Teil des beliebten Kölner Zoos als Freizeitstätte für die Kölner und auswärtige Besucher.

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Die Sportfreunde 1893 e.V.

 

Klubheim der Sportfreunde um 1965

 

Der 1893 gegründete Wanderverein „Frohsinn-Einigkeit“ schließt sich 1911 mit „Preußen 1906“ zusammen und trägt ab dann den Namen „Sportvereinigung 1893“. Das war damals einer der ältesten Kölner Sportvereine. 

1933 erhält der Verein einen neuen Sportplatz an der Mülheimer Brücke, der aber wegen des Ausbaus des Niehler Hafens 1968 erneut verlegt wurde. Am Kuhweg / Molenkopf war der Verein zunächst ohne Klubheim beheimatet.

Neben Fußball bot der Verein auch Handball an. Es wurden nicht nur die Jugendlichen im Verein gefördert, Damen- und Seniorenriegen rundeten das Programm ab.

Bereits 1975 gab es durch die kommunale Gebietsreform einen Einschnitt für Riehl. Das Sportgelände wurde dem Stadtteil Niehl zugeordnet. Dennoch fühlten sich die Riehler weiterhin mit dem Verein verbunden.

Die Sportfreunde 93 hatten 2013 erhebliche Finanzprobleme und nur noch wenige Mannschaften trainierten. Der Verein fusionierte mit FC Viktoria Köln und damit war ein wichtiger und langjähriger Verein nur noch Geschichte für Riehl.

 

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Festplätze und Kirmesse in Riehl

 

Bereits um 1900 war Riehl mit dem Zoo, der Flora und dem Sportplatz eine Ausgehadresse für die Kölner*innen. Natürlich gehörte auch damals das „Tönchen“ (Am Türmchen) dazu.

 
Festplatz „Tönchen“ (Am Türmchen)

 

Dieser kleine Festplatz lag zwischen der Riehler Straße und dem Niederländer Ufer sowie zwischen Wattler’s Fischerhaus (heute Restaurant Richter’s) und dem Fort XI (Prinz Heinrich von Preußen). Heute befindet sich auf dem Grundstück der Skulpturenpark.

Karussells, Schiffschaukeln und Buden lockten Jung und Alt an. Auch als das Fort XI mniedergelegt wurde, bestand der Festplatz an der Riehler Straße, der direkt gegenüber der Amerikanischen Vergnügungspark (auch Luna Park genannt) lag, weiter, wie auch Bilder aus den 1920 Jahren zeigen.

 
Festplatz an der Riehler Straße um 1920 

 

Ende der 1920er Jahre wurde dann der Festplatz wie auch der Amerikanische Vergnügungspark abgebrochen, weil der Rat der Stadt Köln beschlossen hatte, den Grüngürtel bis zum Rhein hin zu verlängern.

Nun fehlte – und fehlt bis heute – in Riehl ein Festplatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ab 1946 versucht, diesen Vergnügungspark auf der Grünanlage zwischen der Frohngasse und der heutigen Elsa-Bränström-Straße wieder zu beleben. Viele Riehler erinnern sich noch an die Schiffschaukel, das Riesenrad, den Autoscooter, das Spiegelkabinett oder den Hau-den-Lukas, das Kettenkarussell, die Affenschaukel, eine Raupe und vieles mehr. Neben dem ehemaligen Flakbunker, der dann als Jugendherberge umgebaut wurde, errichtete Schaefer eine Bühne für kleinwüchsige Menschen

 
Schäfers Bühne für kleinwüchsige Menschen
(Diese Karte wurde an allen Stantorten verkauft)

 

Der Großbrand am 29.7 1950 an der Frohngasse beendete dann diesen Festplatz.

Alte Riehler*innen erinnern sich noch ungenau an Versuche zum Aufbau einer Kirmes mit vielen Fahrgeschäften auf der ehemaligen „Barbarakuhle“, die nach dem Krieg mit Schutt verfüllt wurde und wo heute der Blumengroßmarkt steht oder auf dem Parkplatz an der Boltensternstraße vor der Gartenanlage. Leider findet man hier keine genauen Daten und Beschreibungen der Aufbauten.– Ihre Mithilfe ist hier gefragt. Wer weiß mehr? –

1971 kam dann der „große Durchbruch“. Im Zusammenhang mit der Bundesgartenschau sollte an dem Teil des Rheinufers nördlich der Mülheimer Brücke, das damals noch zu Riehl gehörte, der größte Vergnügungspark Deutschlands unter dem Namen „Tivoli“ entstehen. Trotz der vielen Attraktionen konnte sich der Park wegen seiner schlecht erreichbaren Lage und der hohen Preise nicht durchsetzen und musste 1975 geschlossen werden.

 
 
 Luftbild Tivoligelände (Foto Nießen)

 

1988 hat dann die RIG (Riehler Interessengemeinschaft) einen Neustart versucht, zunächst auf dem Schulhof der Montessorischule und ab 2001 auf dem „Riehler Plätzchen“. Hier wurde dann das jährliche Sommerfest mit Buden, Fahrgeschäften und einer Tombola für die Riehler*innen angeboten und auch von diesen kräftig genutzt, bis 2020 wegen Corona auf diese Ereignis verzichtet werden müsste.

 
 
Sommerfest der Riehler Interessengemeinschaft auf dem Riehler Plätzchen

 

Eine besondere Situation hatten wir aber in den Riehler Heimstätten. Hier traf der Begriff „Kirmes“ tatsächlich im ursprünglichen Sinn zu (Kirmes = Kirchmesse = Kirchweihfest), denn immer zum Anschluss an die St. Anna-Prozession wurden ab 1976 auf dem Platz zwischen den Klubhäusern Buden, Ess- und Trinkstände, Wurfbuden und sonstige Vergnügungen aufgebaut, die von Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen betreut wurden.

 
 Kirmes in den Riehler Heimstätten 1976 (Direktor Heinz Müller beim Wurstverkauf)

 

Auch hier gibt es eine noch nicht weiter erforschte Vorgeschichte. Bereits in den 1960er Jahren haben die Schülerinnen der Ursulinenschule auch eine kleine Kirmes für die Bewohner*innen abgehalten. – Ihre Mithilfe ist auch hier gefragt. Wer weiß mehr? –

Sie sehen, viele Orte und Daten der Veranstaltungen wurden nicht festgehalten. Sollten Sie sich an Orte und Jahreszahlen erinnern, wäre es schön, wenn Sie diese mitteilen würden, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

 

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Kleingärten

Badevergnügen um 1958 (Foto: Soujon)

 

Nach der Auflassung der Riehler Kasernen nach dem Ersten Weltkrieg nutzten die englischen Besatzungstruppen die Kasernenbauten. Für die umliegenden Flächen bis zum Rhein hatten sie aber keine Verwendung und das Gelände verkam.

Am 19.3.1919 gründete sich der „Gartenbauverein Köln Riehl e.V.“, der das Gelände zwischen der Boltensternstraße und dem Kuhweg und von der Barbarastraße bis zur Riehler Straße (die ging damals noch bis zur Schiffbrücke) urbar machte und Kleingärten anlegte. Die Zahl der Stammmitglieder schwankte in der Zeit zwischen 400 und 500 Mitgliedern.

Einige Parzellen gingen in den 1920 Jahren durch den Bau von Sportanlagen verloren. In der Zeit während des und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gartenanlagen auch als Notwohnungen genutzt, obwohl keine Wasser- und Stromleitungen vorhanden waren. Das Wasser wurde durch Pumpen gewonnen, obwohl gleich nebenan Sickergruben angelegt wurden.

In den 1960er Jahren wurden die Kleingärten wegen des Ausbaus des Niehler Hafens und der Gürtelbahn niedergelegt.

Zur Bundesgartenschau 1971 entstand die Idee, zwischen der Boltensternstraße und dem Kuhweg sowie zwischen dem Niehler Gürtel und dem Heimgelände 97 Mustergärten anzulegen, die später als Kleingärten der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden sollten und bis heute großen Anklang finden.

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Filmtheater in Riehl

 

Werbeanzeige von 1924

 

Bewegte Bilder, Filme aus fremden Ländern, aktuelle Ereignisse, das war sehenswert und bei den Besuchern des Vergnügungsparks um 1924 wie in einem „vornehmen, gediegenen und erstklassigen Kinomatographen-Theater“ sehr beliebt.

1928 schloss der Vergnügungspark und die Riehler*innen mussten lange warten, bis ein solches Filmtheater wieder in Riehl zur Verfügung stand.

 
Werbeanzeige Ri Li

 

Die Barbara-Kaserne hatte seit 1893 eine wechselvolle Geschichte erlebt. War hier zunächst die Feldartillerie Nr. 59 beheimatet, so waren ab 1919 die englischen Soldaten dort stationiert. Nach deren Abzug wurde die Kaserne als Notunterkunft benutzt und ab 1936 wieder durch deutsche Soldaten belegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Nutzung der nicht zerstörten Häuser wieder als Notunterkunft.

Die ehemalige Reithalle wurde von 1949 bis 1959 als Kino, die Riehler Lichtspiele – auch RiLi genannt – durch die Dellbrück-Kölner-Lichtspiel-GmbH betrieben. Zeitweilig wurde auch der Name „Flora-Theater“ genutzt. Das Theater lag im Kasernengelände etwa in Höhe der Sprengelstraße und hatte den Zugang von der Barbarastraße.

Zur Eröffnung wurde der Film „Morgen ist alles besser“ aufgeführt. Ein Lustspiel, das nach den schlimmen Ereignissen der Kriegszeit sicherlich gut ankam.

 
Eröffnungsveranstaltung am 4.3.1949

 

Die Filmplakate wurden wöchentlich durch Herrn Eduard Schrage in der Stammheimer Str. 153 ausgehängt und verteilt. Der Eintritt kostete 50 Pfg. Wenn man die volle Rabattmarkenkarte der Fa. Kuno einreichte, kam man kostenlos ins Kino.

 
 
Das Kino wurde zum Geschäftslokal

 

1959 wurde das Kino geschlossen und der Großhandel Hans Schmitz übernahm das Gebäude, bis es für den Bau des Bundesverwaltungsamtes abgerissen wurde.

 
 

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Freizeitplatz Am Tönchen

Blick von der Riehler Straße zum Rhein

 

Neben Wattler’s Fischerhaus (heute Skulpturenpark) befand sich ein Festplatz mit einer Dauerkirmes. Das ganze Areal um die heutige Kunstausstellung nannte man ursprünglich „Am Thürmchen“ also auf Kölsch „Am Tönchen“. Auf diesem Festplatz waren immer im Sommer Kirmesbuden aufgebaut, auch wenn ein paar Jahre später auf der anderen Seite der Riehler Straße der Amerikanische Vergnügungspark / Luna Park entstand. Der Vorteil war hier, dass die Eltern in den verschiedenen Gaststätten etwas zu sich nehmen konnten, während die Kinder auf dem Kirmesplatz umherliefen.

Auch aus den 1920er Jahren gab es noch eindrucksvolle Bilder von der Riehler Straße auf das Kirmesgeschehen mit Schiffschaukel, Raupe, Kinderkarussell und vielem mehr, als die englischen Soldaten am Wochenende dort ihre Freizeit verbrachten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde versucht, diesen Vergnügungspark wieder zu beleben. Viele Riehler erinnern sich noch an die Karussells, Autoscooter, Spiegelkabinett oder an Schäfers Liliputaner-Schau in der Nähe der späteren Jugendherberge.

Der Großbrand am 29.7.1950 an der Frohngasse beendete dann um 1951 diesen Festplatz.

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Menschen- und Völkerschauen in Riehl

 

Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Riehl zur Ausgehmeile von Köln. Es entstand 1860 der Kölner Zoo, 1864 die Flora und1889 der Sportplatz mit der Radrennbahn. Am Wochenende strömten bis zu 60 000 Besucher in diese Gegend, die damals noch nicht zu Köln gehörte. Riehl wurde erst 1888 zusammen mit Nippes nach Köln eingemeindet.

Frohngasse Ecke Riehler Straße

 

Natürlich wollten auch diese Besucher bewirtet werden und so entstanden viele Lokale in dem Bereich zwischen der Flora und dem Rhein. Besonders hervorzuheben war die damalige Essmeile an der heutigen Frohngasse mit der Süddeutschen Bierhalle, Gerstenbroich’s Fischerhaus, dem Kurfürstengarten und Wattlers Fischerhaus. Diese Gastronomien sollten sich in den späteren Jahren noch um viele Lokale erweitern, da Riehl als Ausflugsort immer beliebter wurde, als zum Beispiel 1909 der Amerikanischen Vergnügungspark. – später Luna Park genannt – an der Riehler Straße zwischen der Frohngasse und dem heutigen Neußer Wall eröffnet wurde.

Sportliche Ereignisse auf der Radrennbahn, Bildungsangebote in Zoo und Flora und eben die Gastronomie schufen den Reiz für Besucher, aber auch neue Eindrücke waren gefragt. Das deutsche Kaiserreich hatte sich in überseeischen Gebieten niedergelassen und so wollten die Bürger wissen, wie die fremden Völker aussahen und wie sie lebten.

Eine „Opiumhöhle“ im Vergnügungspark

 

Bereits 1892 trat Buffalo Bill mit seiner „Indianergruppe“ auf der Riehler Radrennbahn auf. Um 1900 trat die Aschantigruppe auf dem Riehler Festplatz – auf dem heutigen Skulpturenpark – auf.

Sehr schnell zeigte sich, dass solche Völkerschauen reine Publikumsmagneten waren und die Veranstalter sahen, dass sie sich hier in der Goldenen Ecke von Köln eine „goldene Nase“ verdienen konnten. Sehr schnell stieg auch der Zoo in dieses Geschäft ein und ließ Hagenbecks „Inder Schau“ zu, auch wurden Gruppe von Chinesen in ihren Opiumhöhlen oder beim Schlangentanz gezeigt, Menschen aus Afrika wurden als besonders gefährlich dargestellt.

Der Amerikanische Vergnügungspark zeigte ebenfalls solche Völkergruppen aus dem Kongo oder China.

Sportliche Ereignisse auf der Radrennbahn, Bildungsangebote in Zoo und Flora und eben die Gastronomie schufen den Reiz für Besucher, aber auch neue Eindrücke waren gefragt. Das deutsche Kaiserreich hatte sich in überseeischen Gebieten niedergelassen und so wollten die Bürger wissen, wie die fremden Völker aussahen und wie sie lebten.

„Kongodorf“ im Luna Park

 

Acht solcher Veranstaltungen konnten bisher in Riehl nachgewiesen werden. Diese Schauen sind nur aus dem damaligen Zeitgeist zu verstehen. Es gab noch kein Fernsehen und andere Medien. und Zuschauer wollten andere Menschen und Länder kennenlernen und die Besatzungspolitik der damaligen Staaten förderte das „Überlegenheitsgefühl“ der Menschen. Hierbei wurden aber die Identität und Würde der Menschen völlig außer Acht gelassen.

Vergleichbar zu den Völkerschauen gab es aber auch die „Menschenschauen“.

 
Boxkämpfe kleinwüchsiger Menschen

 

Hier wurden kleinwüchsige Menschen beispielsweise in Eskimokleidung, beim Boxen, als Amtsträger oder in „Schäfer’s Liliputstadt“ gezeigt. Körperliche Abweichungen wurden zum Beispiel durch einen übergewichtigen Menschen, der 630 Pfund auf die Waage brachte, gezeigt.

 
Cannon – Colossus – ein übergewichtiger Mann

 

Auch fanden Damen-Boxkämpfe statt und dabei ging es wohl primär nicht ums Boxen.

Solche Veranstaltungen sind heute undenkbar und die Wertschätzung gegenüber anderen Völkern oder gegenüber körperlichen Abweichungen hat sind grundlegend geändert.

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Riehler Schwimmbad

Das alte „Licht-, Luft-, Sonnen- und Strandbad“

 

1909 wird erstmalig unter der Adresse Riehler Str. 350 das „Luftbad“ der Witwe August Hufendieck erwähnt. Dieses „Schwimm-, Licht-, Luft- und Sonnenbad“ war nicht die erste Rheinbadeanstalt von Köln. Es gab schon die Badeanstalten Frankenwerft, Kaiser Friedrich Ufer, Oberländer Ufer und die Badeanstalt an der Deutzer Schiffbrücke. Riehl dagegen hatte die erste Badeanstalt mit einem Strand. Sie lag südlich der Mülheimer Schiffbrücke unmittelbar am Rhein.

Als die Schiffbrücke 1929 der Hängebrücke weichen musste und gleichzeitig das Vorflutgelände geschaffen wurde, musste das alte Schwimmbad weichen. Es wurde an die Ecke Riehler Straße und der Straße An der Schanz gegenüber der Einmündung Boltensternstraße verlegt. Das neue Schwimmbad „Rheinlust“ verfügte zunächst über nur ein Becken.

Das Schwimmbad „Rheinlust“ um 1934

 

Da die Verlängerung der Rheinuferbahn bis nach Riehl 1934 wieder eingestellt wurde, pachtete Herr Hufendieck das ehemalige Empfangsgebäude der Bahn. Er brachte die nüchterne Aufschrift „Schwimmbad“ statt der alt vertrauten Bezeichnung „Rheinlust“ an und nutze das Gebäude für die Zwecke des Bades und zur Restauration.

Etwa Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts übernahm die Stadt Köln das Freibad. In dieser Zeit wurden der neue Umkleide- und Garderobenbereich sowie ein zweites Becken gebaut. Im Zusammenhang mit dem Bau des Colonia-Hauses wurden die Liegewiesen zum Teil verlegt und in Richtung Rhein ein neuer Gastronomiebereich geschaffen.

In den 1970er Jahren gingen die Besucherzahlen deutlich zurück, so dass eine wirtschaftliche Führung des Schwimmbades nicht mehr möglich erschien und die städtischen Zuschüsse nicht mehr aufgebracht werden konnten. Damit folgte 1985 das endgültige Aus für die lange Schwimmbadtradition in Riehl.

Die Schwimmbecken wurden zugeschüttet und die Liegewiesen als Grünanlage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Umkleidebereich fand das Zirkus- und Artistikzentrum Köln (ZAK) eine Bleibe und der ehemalige Gastronomiebereich am Rhein wurde als Biergartenrestaurant „Schwimmbad“ weitergeführt.